Eine wegweisende Studie1 des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) hat erstmals systematisch den Einfluss verschiedener Ernährungsweisen auf das Management von Typ-2-Diabetes und die Prävention von Komplikationen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass unterschiedliche Ernährungsansätze über die reine Energieregulierung hinausgehen und gezielte Vorteile für Menschen mit Typ-2-Diabetes bieten können.
Studienüberblick
Die Forscherinnen Edyta Szczerba und Dr. Sabrina Schlesinger haben 312 Meta-Analysen randomisierter kontrollierter Studien analysiert. Dabei wurden verschiedene Ernährungsweisen wie pflanzlich, mediterran, kohlenhydratarm und proteinreich auf ihre Auswirkungen auf die kardiometabolische Gesundheit bei Typ-2-Diabetes untersucht.
Schlüsselergebnisse:
- Vielfältige Ernährungsansätze: Die Studie identifiziert, dass unterschiedliche Ernährungsansätze über die reine Energieregulierung hinausgehen und gezielte Vorteile für Menschen mit Typ-2-Diabetes bieten können.
- Positive Auswirkungen: Neben der Blutzuckerkontrolle weisen verschiedene Ernährungsweisen auch positive Auswirkungen auf die kardiometabolische Gesundheit auf, einschließlich des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen diabetesbedingten Komplikationen.
- Holistischer Ansatz: Die Studie unterstreicht den Stellenwert eines ganzheitlichen Ansatzes bei der Ernährungsberatung für Menschen mit Typ-2-Diabetes, der nicht nur auf Gewichtsmanagement, sondern auch auf die Förderung einer langfristig gesunden Lebensweise abzielt.
Bedeutung für die Praxis
Eine breite Palette von Ernährungsformen kann erfolgreich beim Diabetes-Management eingesetzt werden. Zukünftige Studien sind notwendig, um herauszufinden, welche Ernährung am meisten langfristigen Nutzen bringt und gezielte Empfehlungen an die Bedürfnisse und Vorlieben der Betroffenen anpasst.
Es gibt verschiedene Ernährungsansätze, darunter pflanzenbasierte, mediterrane, proteinreiche und kohlenhydratarme Diäten, welche positive Auswirkungen auf die kardiometabolische Gesundheit von Menschen mit Typ-2-Diabetes zeigten.
Pilotstudie zur Diabetesprävention mit Low Carb
Eine Studie2 aus den USA zeigt vielversprechende Ansätze in der Diabetesprävention durch eine sehr kohlenhydratarme Ernährung, die nicht nur durchführbar und akzeptabel, sondern auch mit einem möglichen Gewichtsverlust verbunden ist. Die meisten medizinischen Zentren für Veteranenangelegenheiten in den USA bieten das Gewichtsmanagementprogramm MOVE! an, das auf einer kalorienreduzierten, fettarmen Ernährung und vermehrter körperlicher Aktivität basiert. Obwohl das Programm positive Effekte hat, erreichen die meisten Teilnehmer keine klinisch signifikante Gewichtsabnahme von ≥ 5 %.
Um diese Herausforderung anzugehen, wurde eine Pilotstudie durchgeführt, die die Eignung einer sehr kohlenhydratarmen Ernährung für Veteranen mit Prädiabetes untersuchte. Das Programm, bekannt als sehr kohlenhydratarmes Diabetes-Präventionsprogramm (VLC-DPP), betonte eine Ernährung mit 20–35 g Nettokohlenhydraten pro Tag über 12 Monate. Die Studie umfasste 21 Veteranen mit Prädiabetes.
Die Ergebnisse zeigten, dass der durchschnittliche Gewichtsverlust nach 12 Monaten bei 9,4 % lag, wobei 50 % der Teilnehmer einen Gewichtsverlust von mindestens 5 % erreichten. Dies ist bedeutend, da eine solche Gewichtsabnahme positive Auswirkungen auf den Blutzucker-, Insulin- und Triglyceridspiegel haben kann, und das Fortschreiten zu Typ-2-Diabetes verhindern kann.
Drei Faktoren wurden identifiziert, die die Gewichtsabnahme erleichterten:
- die Freude an kohlenhydratarmen Lebensmitteln,
- die sorgfältige Überwachung der Kohlenhydrataufnahme
- ein geringeres Hungergefühl.
Auf der anderen Seite behinderten Heißhunger, Schwierigkeiten beim Führen eines Mahlzeitenprotokolls und Probleme bei der Essensplanung die Gewichtsabnahme bei einigen Teilnehmern.
Weitere Studien könnten dazu beitragen, unterstützende Maßnahmen zu identifizieren, um Menschen bei der erfolgreichen Umsetzung eines solchen Programms zu helfen, einschließlich Anleitungen zum Führen eines Mahlzeitenprotokolls und Unterstützung bei der Essensplanung.
Quellen
Fußnoten
- Szczerba E, Barbaresko J, Schiemann T et al. Diet in the management of type 2 diabetes: umbrella review of systematic reviews with meta-analyses of randomised controlled trials. BMJ Medicine 2023;2:e000664. doi: 10.1136/bmjmed-2023-000664 ↩︎
- Griauzde DH, Hershey C, Michaels J, Evans RR, Richardson CR, Heisler M, Kullgren JT, Saslow LR. A very low-carbohydrate diabetes prevention program for veterans with prediabetes: a single-arm mixed methods pilot study. Front Nutr. 2023 May 17;10:1069266. doi: 10.3389/fnut.2023.1069266. PMID: 37266128; PMCID: PMC10230095. ↩︎
Weitere Quellen
Hauner, H. Evidenz in der Ernährungstherapie des Diabetes mellitus. Diabetologe 17, 687–696 (2021). https://doi.org/10.1007/s11428-021-00784-2.
Lennerz BS, Koutnik AP, Azova S, Wolfsdorf JI, Ludwig DS: Carbohydrate restriction for diabetes: rediscovering centuries-old wisdom. J Clin Invest 2021; 131 (1): e142246. DOI: https://doi.org/10.1172/JCI142246 CrossRef MEDLINE.
Mann JI, De Leeuw I, Hermansen K, et al.: Evidence-based nutritional approaches to the treatment and prevention of diabetes mellitus. Nutr Metab Cardiovasc Dis 2004; 14: 373–94 CrossRef.
Toeller M: Was Ihr Diabetiker essen darf. MMW Fortschr Med 2006; 148: 41–6 CrossRef MEDLINE.