In Deutschland, aber auch weltweit erkranken immer mehr Menschen an Diabetes. Laut aktuellen Prognosen wird bis 2045 erwartet, dass die Anzahl der Diabetiker in Deutschland auf erschreckende 16,6 Millionen ansteigen wird.1 Zum Vergleich: Stand 2022 ca. 8,7 Mio. Menschen mit einem dokumentieren Typ-2-Diabetes (häufigste Variante).2 Stellt man diese Prognose einem antizipierten Rückgang der Bevölkerungszahl gegenüber, würde das bedeutet, dass ca. jeder Fünfte in Deutschland von Diabetes betroffen sein wird. Dies wirft die brennende Frage auf: Was genau trägt zu dieser besorgniserregenden Entwicklung bei und gibt es Möglichkeiten präventiv entgegenzuwirken?
Ursachen des Anstiegs: Die Rolle eines ungesunden Lebensstils
Ein Hauptfaktor, der zur Ausbreitung von Diabetes beiträgt, ist ein ungesunder Lebensstil. Dieser ist geprägt durch Bewegungsmangel, eine unausgewogene Ernährung und dementsprechend drastische Gewichtszunahme. Besonders während der COVID-19-Pandemie hat sich dieser ungesunde Lebensstil verbreitet. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) wurde festgestellt, dass während der Pandemiezeit etwa ein Drittel der Deutschen durchschnittlich 5,6 Kilogramm zugenommen hat.3 Ein höheres Körpergewicht erhöht das Risiko, an Diabetes zu erkranken.
Die neue Realität und ihre Auswirkungen
Ein weiterer Aspekt, der zur Diabetes-Epidemie beiträgt, ist die Ausweitung des Home Office. Im Vergleich zum Stand vor der Krise hat sich die Anzahl der Beschäftigten, die von zu Hause aus arbeiten, fast verdoppelt. Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich erkennen, dass die Homeoffice-Quote nach der Pandemie kaum zurückgegangen ist. Ca. 24 % aller Erwerbstätigen arbeiten zumindest gelegentlich von zu Hause aus.4 Diese Veränderung im Arbeitsalltag fördert selbstverständlich einen Bewegungsmangel und erhöht weiterhin das Risiko an Diabetes zu erkranken, wenn man nicht aktiv dagegenwirkt.
Genetische Faktoren und familiäre Vorbelastung
Neben einem ungesunden Lebensstil können auch genetische Faktoren eine Rolle spielen. Eine familiäre Vorbelastung oder Vererbung kann das Risiko, an Diabetes zu erkranken, erhöhen. Leider sind genetische Faktoren oft nicht beeinflussbar, man kann sie jedoch im Auge behalten und frühzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.
Diabetes in Deutschland: Statistiken und Herausforderungen
In Deutschland werden jährlich etwa 600.000 Diabetes Neuerkrankungen registriert, Tendenz steigend.2 Deutschland gehört zu den Top 10 Ländern weltweit in Bezug auf die Anzahl der Diabetiker. Die Bedrohung durch Diabetes ist real und wächst ständig.
Die Gesichter von Diabetes: Typ-1 und Typ-2
Es gibt zwei Hauptarten von Diabetes: Typ-1 und Typ-2. Typ-1-Diabetes ist seltener und tritt meist im Kindes- oder Jugendalter auf. Bei dieser Autoimmunerkrankung produziert der Körper kein Insulin. Typ-2-Diabetes ist weitaus häufiger und entwickelt sich im Laufe der Jahre, wobei die Insulinproduktion abnimmt. Dies führt zu erhöhten Blutzuckerwerten und einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen wie Gefäßschäden, Nervenprobleme und Augenerkrankungen.
Schlüssel im Kampf gegen Diabetes: Prävention und Früherkennung
Obwohl es keine Heilung für Diabetes gibt, ist Früherkennung von entscheidender Bedeutung, um den Schweregrad der Krankheit und damit einhergehende Folgeerkrankungen einzudämmen bzw. hinauszuzögern. Gesetzliche Krankenkassen bieten Diabetes-Präventionsprogramme an, die gezeigt haben, dass eine Ernährungsanpassung und Gewichtsreduktion das Diabetesrisiko erheblich senken können.2
Polyneuropathie: Die häufigste Folgeerkrankung von Diabetes
Diabetes kann verschiedene Folgeerkrankungen verursachen, wobei eine der häufigsten die diabetische Polyneuropathie (Nervenschäden) ist. Diese schwer auszusprechende Erkrankung verursacht Symptome wie Schmerzen, Taubheitsgefühl, Kribbeln und Brennen. Oftmals treten diese Beschwerden zuerst an den Füßen auf. Viele Patienten beschreiben das Gefühl so, als würden „Ameisen über ihre Haut krabbeln“. Um diese unangenehme Folgeerkrankung zu vermeiden, ist es von entscheidender Bedeutung, auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B1 (Thiamin) zu achten. Dieses lebenswichtige Vitamin spielt eine zentrale Rolle im menschlichen Körper und unterstützt maßgeblich die gesunde Funktion des Nervensystems. Vitamin B1 kann aufgrund seiner wasserlöslichen Beschaffenheit nur bedingt vom Körper gespeichert werden. Allerdings ist es an vielen wichtigen körpereigenen Prozessen beteiligt, weshalb es wichtig ist, kontinuierlich auf eine ausreichende Versorgung zu achten, um Folgeerkrankungen wie der Polyneuropathie präventiv entgegenzuwirken.
Metformin: Oftmals ein wichtiger Bestandteil der Diabetestherapie
Ein wichtiger Bestandteil bei der Diabetesbehandlung ist die Verwendung des Medikaments Metformin. Es ist eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente für Menschen mit einem Typ-2-Diabetes und wird je nach ärztlicher Verordnung zwei- bis dreimal täglich zu den Mahlzeiten eingenommen. Das Antidiabetikum, findet bei Menschen mit Typ-2-Diabetes oft Anwendung, wenn die Basistherapie, wie Lebensstiländerungen, erhöhte körperliche Aktivitäten, eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten und andere lebensstilbezogene Maßnahmen, nicht die gewünschte Verbesserung der Stoffwechsellage bewirken.6 Metformin hilft dabei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, kann jedoch auch Nebenwirkungen verursachen.
Achtung: Nebenwirkungen Metformin-Einnahme, insbesondere Vitamin B12-Mangel
Trotz der Wirksamkeit einer Metformin-Einnahme bei der Blutzuckerkontrolle können bestimmte Nebenwirkungen auftreten, die sorgfältig beobachtet werden müssen.
Metformin ist im Allgemeinen gut verträglich, aber trotzdem können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten gehören gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Diese können zu Beginn der Behandlung auftreten, tendieren jedoch dazu, abzunehmen, wenn sich der Körper an das Medikament gewöhnt.
In selten Fällen kann die Einnahme von Metformin zu einer Laktatazidose (Übersäuerung des Blutes durch Laktat) führen. Es wird empfohlen, Metformin bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zu vermeiden, da dies das Risiko für Laktatazidose erhöhen kann.
Vorsicht vor Vitamin B12-Mangel
Eine der größten potenziellen Nebenwirkungen von Metformin ist ein Vitamin B12-Mangel. Wissenschaftler haben in einer Metanalyse aus 2022 verschiedene Studienergebnisse über einen Zeitverlauf hinweg analysiert und zusammengefasst. Dabei wurde deutlich, dass Menschen mit Diabetes Typ-2 bei einer Metformin-Einnahme ein bedeutend höheres Risiko für einen Vitamin B12-Mangel aufwiesen, als solche, die kein Metformin einnahmen.7 Dies kann zu einer Anämie führen und langfristige gesundheitliche Auswirkungen haben. Es ist wichtig, dass Menschen, die Metformin einnehmen, regelmäßig ihren Vitamin B12-Spiegel überwachen und gegebenenfalls Ergänzungen in Erwägung ziehen.
Diabetes auf dem Vormarsch: Eine alarmierende Prognose für Deutschland
Der Weltdiabetestag bietet eine wichtige Gelegenheit, das Bewusstsein für Diabetes vielfältigen Facetten zu schärfen, sowie die Maßnahmen zur Prävention zu fördern Es ist an der Zeit, über Prävention, Früherkennung und die richtige Behandlung aufzuklären, um die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes zu verbessern und die Zunahme der Erkrankungen zu stoppen.
Quellen
- Statista 2020, Länder mit der höchsten Anzahl Diabeteserkrankter im Jahr 2019 und Prognose bis zum Jahr 2045, International Diabetes Federation
- Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2023
- Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) 2021, https://www.ddg.info/presse/diabetes-und-adipositas-gemeinsam-durch-dick-und-duenn
- Destatis – Statistisches Bundesamt 2023: Knapp ein Viertel aller Erwerbstätigen arbeitete 2022 im Homeoffice, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2023/PD23_28_p002.html#:~:text=Zahl%20der%20Woche%20Nr.,Statistische%20Bundesamt%20(Destatis)%20mitteilt.
- EFSA – European Food Safety Authority (2009): Scientific Opinion on substantiation of health claims related to thiamine and energy-yielding metabolism (ID 21, 24, 28), cardiac function (ID 20), function of the nervous system (ID 22, 27), maintenance of bone (ID 25), maintenance of teeth (ID 25), maintenance of hair (ID 25), maintenance of nails (ID 25), maintenance of skin (ID 25) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/20061. Nervensystem: Vitamin B1 trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei
- Deutsche Diabetes Hilfe. https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_lexikon/metformin
- Yasitha Kakarlapudi et al. (2022): Effect of Metformin on Vitamin B12 Deficiency in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus and Factors Associated With It: A Meta-Analysis