Im Falle einer chronischen Krankheit, bei Rheuma oder Asthma verschreiben Ärzte häufig cortisonhaltige Medikamente. Diese zeigen aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit schnelle Resultate. Doch für Diabetiker kann das lebenswichtige Hormon Cortison eine Gefahr für den Blutzucker sein – oder sogar die Entstehung von Diabetes mellitus begünstigen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Cortison ist sowohl ein körpereigenes Steroidhormon als auch ein starkes, verschreibungspflichtiges Medikament.
- Es schwächt die Wirkung von Insulin in den Zellen ab, sodass diese den Blutzucker nicht mehr verwerten können – der Zuckerspiegel steigt.
- Ein Überschuss von Cortison oder eine Cortison-Behandlung über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten können die Entstehung von Diabetes Typ 2 begünstigen.
- Diabetiker sollten bei der Behandlung mit Cortison ihre Blutzuckerwerte regelmäßig überprüfen und ihre Insulindosen erhöhen.
Cortison und Diabetes Typ 2: Was ist Cortison?
Cortison (alternative Schreibweise: Kortison) ist sowohl ein körpereigenes Stresshormon als auch ein starkes, verschreibungspflichtiges Medikament. Ersteres wird in der Nebennierenrinde im sogenannten Regelkreis produziert, letzteres nehmen wir in Form von Salben, Spritzen, per Inhalation oder in Form von Tabletten zu uns. Der Begriff Steroidhormon ist nicht zu verwechseln mit anabolen Steroiden, die ausschließlich in der Bodybuilder-Szene illegal zum Muskelaufbau genommen werden.
Cortison: Wofür wird es in der Medizin eingesetzt?
Die Medizin setzt Cortison systemisch und lokal zur Schmerzlinderung und Verringerung von Entzündungen ein. Üblicherweise verschreiben es Ärzte für kurze Zeiträume, um Hautausschläge, Rheuma, Allergien, Arthritis und Asthma zu behandeln. Außerdem wird das Steroidhormon über einen längeren Zeitraum zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Krebs und nach Organtransplantationen eingenommen.
Mögliche Nebenwirkungen von Cortison
Obwohl die meisten Nebenwirkungen von Cortison mild und vorübergehend sind, sollten Sie trotzdem mit Ihrem Arzt über mögliche Auswirkungen auf den Körper sprechen. Zu den möglichen Nebenwirkungen von Cortison zählen:
- Akne
- Stimmungsschwankungen
- Gesteigerter Appetit
- Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle (bei Steroidinjektionen)
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Osteoporose
- Grüner Star
Cortison und Diabetes Typ 2: Das bewirkt Cortison im Körper
Sowohl das körpereigene als auch das extern hinzugefügte Cortison regen den Stoffwechsel an und wirken entzündungshemmend. Gleichzeitig ist das Steroidhormon Cortison jedoch ein hormoneller Gegenspieler von Insulin. Das bedeutet: Ein Überschuss von Cortison schwächt die Wirkung von Insulin in den Zellen ab, sodass diese den Blutzucker nicht mehr verwerten können – der Zuckerspiegel steigt.
Bei Patienten mit Diabetes mellitus tritt in den Stunden und Tagen nach einer Cortison-Injektion häufig ein vorübergehender Anstieg des Blutzuckers auf. Der Anstieg des Blutzuckers entspricht in der Regel der Schwere des Diabetes. Beträgt der HbA1c-Wert bei Ihnen mehr als sieben Prozent, müssen Sie in der Regel nach der Cortison-Injektion mit einem höheren und zudem langanhaltenderen Anstieg des Blutzuckers rechnen.
Ein Beispiel: Wird dem Körper 250 mg des Cortison-Präparats Prednisolon verabreicht, steigt der Blutzuckerspiegel ab vier Stunden nach der Cortison-Einnahme um bis zu 300 mg/dl – und sinkt erst zehn Stunden nach Beginn des Anstiegs wieder.
Außerdem fanden kanadische Diabetologen in einer Studie im Jahr 2010 heraus, dass ein Überschuss von Cortison die Entstehung von Diabetes Typ 2 begünstigen kann. Gleiches gilt für die Einnahme von Cortison über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten. Die Forscher aus Montreal konnten beweisen, dass eine Inhalation von Kortikoiden, zu denen das Steroidhormon Cortison zählt, das relative Risiko, an Diabetes zu erkranken, um 34 Prozent erhöhte – bei einer hohen Dosierung sogar um 64 Prozent.
Cortison und Diabetes Typ 2: Was ist bei der Einnahme zu beachten?
Jede Cortison-Behandlung sollte auf der Grundlage einer Abwägung von Risiken und Vorteilen in Betracht gezogen werden. Sprechen Sie daher unbedingt mit Ihrem Arzt, wenn eine Cortison-Behandlung in Aussicht steht. In manchen Fällen kann er Ihnen ein alternatives Medikament verschreiben, das den Glukosespiegel nicht oder nur gering beeinflusst. Eine mildere Dosierung Ihrer Diabetesmedikamente und eine Ernährungsumstellung können ebenso dazu beitragen, die Nebenwirkungen bei Diabetes und Cortison zu minimieren.
Als Diabetes-Patient oder Risikopatient für Typ-2-Diabetes sollten Sie vor der Einnahme von Cortison außerdem Folgendes beachten:
- Da Cortison den Glukosespiegel nicht den ganzen Tag über konstant erhöht, sollten Sie Ihren Blutzucker regelmäßig überprüfen – mindestens viermal täglich.
- Um dem Anstieg des Insulinbedarfs gerecht zu werden, erhöhen Sie Ihre Insulindosen.
- Eine Cortison-Behandlung sollte niemals plötzlich abgebrochen werden. Da der Körper die eigene Cortison-Produktion während einer Cortison-Behandlung einstellt, kann ein plötzliches Absetzen zu einer Schockreaktion des Körpers führen. Die Dosis des Medikaments wird am besten stetig verringert, damit die köpereigene Produktion wieder langsam hochfahren kann.
Die gute Nachricht ist, dass der Anstieg des Blutzuckers nur vorübergehend ist und sich normalerweise im Laufe einiger Tage spontan reguliert. Spätestens nach der Beendigung der Einnahme von Cortison normalisiert sich der Blutzucker wieder.Q
Quellen
- Aponet
- Aponet
- Ernährungsumschau
- Monitor Versorgungsforschung
- Fajans, St. S., & J. W. Conn (1054): An approach to the prediction of Diabetes mellitus by modification of the Glucose-Tolerance-Test with Cortison. Diabetes 3, 296.
- Helmholtz Zentrum München (2019): Ursache für Nebenwirkungen bei Kortison-Präparaten geklärt. Online: https://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/45810/index.html
- Suissa, S., Kezouh, A., Ernst, P. (2010): Inhaled Corticosteroids and the Risks of Diabetes Onset and Progression. Clinical Research Study. Volume 123, Issue 11, P1001-1006. DOI::https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2010.06.019
- Tschoner, A., Ebenbichler, C. (2010): Medikamente und Diabetes. Diabetologe 6, 37–43. https://doi.org/10.1007/s11428-009-0439-4