An Diabetes Erkrankte müssen sich nicht nur regelmäßigen Kontrollen des Blutzuckerspiegels unterziehen – eine Selbstkontrolle auf kleine Wunden, Schnitte und Kratzer ist mindestens genauso wichtig. Denn die Stoffwechselerkrankung sorgt auch dafür, dass bei ihnen Wunden langsamer und schlechter heilen als bei gesunden Menschen. Das können Sie tun, um die Wundheilung bei Diabetes zu unterstützen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Führen Sie regelmäßige Selbstkontrollen durch und suchen Sie Ihren Körper nach kleinen Schnittwunden, Schürfwunden und Kratzern ab.
- Reinigen Sie Wunden sofort, wechseln Sie Verbände regelmäßig und verwenden Sie spezielle Wundauflagen, die wenig Druck auf die Wunde ausüben.
- Suchen Sie umgehend einen Arzt auf, wenn eine Wunde nässt, blutet oder eitert, wenn Schwellungen und Rötungen auftreten sowie bei Schwarzfärbung.
- Die Wundheilung bei Diabetes kann durch ein topisches Gel aus Antihypertonika unterstützt werden.
Diabetes und Wunden: Hoher Blutzuckerspiegel Ursache für eine verlangsamte Wundheilung
Wie schnell eine Wunde heilt, hängt vor allem vom Blutzuckerspiegel ab. Ist der Blutzuckerspiegel höher als normal, passiert im Körper Folgendes:
- Die Zellen werden nicht ausreichend mit Energie, Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.
- Das Immunsystem funktioniert weniger effizient.
- Entzündungen in den Körperzellen erhöhen sich.
Diese Effekte verlangsamen schließlich die Wundheilung bei Diabetes. Ein hoher Blutzuckerspiegel führt dann auch häufiger zu einer Infektion von Wunden. Das liegt vor allem daran, dass Bakterien von dem zusätzlichen Zucker leben, der sich im Blutkreislauf befindet. Aufgrund des geschwächten Immunsystems haben Bakterien leichteres Spiel: Der Köper hat Schwierigkeiten, die Bakterien abzuwehren, die Wundheilung verläuft dadurch langsamer und das Infektionsrisiko steigt.
Wie Diabetes-Patienten die Wundheilung unterstützen können
Ein frühzeitiges Erkennen von diabetischen Wunden ist der beste Weg, das Risiko von Komplikationen zu verringern. Aus diesem Grund sollten Typ-2-Diabetiker regelmäßig Selbstkontrollen durchführen und – sollte es zu einer Verletzung kommen – die Wunde sofort behandeln, den Heilungsprozess regelmäßig überprüfen und Veränderungen im Diabetes-Tagebuch festhalten. Das Tagebuch kann dann dem behandelnden Arzt oder der Ärztin gezeigt werden.
Obwohl kleine Schnitte, Schürfwunden und Kratzer überall am Körper auftreten können, zählen unsere Füße zu den häufigsten Verletzungsstellen. Selbst eine kleine Wunde am Fuß, zum Beispiel zwischen den Zehen, kann sich bei Diabetes-Patienten zu einem Geschwür oder einem diabetischen Fuß entwickeln. Eine sorgfältige Fußpflege ist daher besonders wichtig.
Um die Wundheilung bei größeren Wunden zu unterstützen, sollten Sie die Verbände regelmäßig wechseln. Das reduziert Bakterien und hält einen angemessenen Feuchtigkeitsgehalt in der Wunde aufrecht. Ärzte empfehlen außerdem die Verwendung spezieller Wundauflagen, die einen geringeren Druck auf die Wunde ausüben als herkömmliche Wundauflagen. Zu viel Druck auf der Wunde könnte zu Verschließungen führen, die Ihrer Haut schaden und möglicherweise eine tiefere Wunde verursachen.
Bei diabetischen Wunden kommt es häufiger zu überschüssigem Gewebe. Dieses sollten Sie regelmäßig entfernen, um die Wunde besser beobachten und Bakterien entfernen zu können, die das Infektionsrisiko erhöhen. Zusammenfassend unterstützen Sie die Wundheilung bei Diabetes durch:
- Regelmäßige Selbstkontrollen von Wunden am gesamten Körper
- Sofortiges Reinigen von neuen Wunden
- Regelmäßiges Wechseln von Verbänden
- Die Verwendung von speziellen Wundauflagen
- Einen geringen Druck auf die Wunde durch spezielle Wundauflagen
- Das rechtzeitige Entfernen überschüssigen Gewebes
Wunden bei Diabetes: Wann einen Arzt aufsuchen?
Typ-2-Diabetiker sollten unmittelbar einen Arzt aufsuchen, wenn sie folgende Symptome feststellen:
- Bereits behandelte Wunden verschlimmern sich.
- Die Wunde nässt, blutet oder eitert.
- Es entwickeln sich Rötungen und Schwellungen.
- Schwarzfärbungen treten auf.
Je schneller die Wunde angemessen behandelt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich Komplikationen vorbeugen lassen. Wird eine offene Wunde nicht rechtzeitig behandelt, kann daraus eine chronische Wunde entstehen. Ärzte sprechen von einer chronischen Wunde, wenn binnen vier bis zwölf Wochen keine Heilung festzustellen ist.
Wundheilung bei Diabetes Typ 2 mit einem Gel aus Antihypertonika
Wissenschaftler der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore haben herausgefunden, dass Antihypertonika maßgeblich zur Wundheilung bei Diabetes beitragen können. Antihypertonika sind Arzneimittel, die eigentlich zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden. Nun hat der Forscher Peter Abadir in einer wissenschaftlichen Studie mit Tierversuchen bewiesen, dass Antihypertonika auch die Wundheilung bei Diabetes fördern können.
Zu den bekanntesten Arzneimitteln, die für das Experiment verwendet wurden, zählen die Blutdruckmittel Losartan und Valsartan. Aus den Blutdruckpillen wurde ein topisches Gel hergestellt und zur Behandlung chronischer Wunden bei Mäusen und Schweinen verwendet. Das Gel erhöht den Wundgewebespiegel und regt den Wundblutfluss an: Beides beschleunigt die Wundheilung.
Quellen
- Aponet
- Ärzteblatt
- Deutsche Apotheker Zeitung
- Pharmazeutische Zeitung
- Abadir, Peter, et al. (2018): Topical Reformulation of Valsartan for Treatment of Chronic Diabetic Wounds. Journal of Investigative Dermatology (2018) 138, 434e443; doi:10.1016/j.jid.2017.09.030
- German Agency for Quality in Medicine (2008): Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes Fusskomplikationen (NVL Typ-2-Diabetes Fusskomplikationen) [Type-2-diabetes 2006 – National disease management guideline. Diabetic foot – prevention and therapy] 60. In: Gin, editor. 2008.