Patienten mit Diabetes schwitzen vor allem bei Unterzuckerung (Hypoglykämie). Auch Medikamente und krankheitsbedingte Nervenschäden können zu starken Schweißausbrüchen führen. Manche Diabetiker geraten allerdings nicht durch Diabetes ins Schwitzen, sondern leiden an einer unabhängigen Hyperhidrose.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Die Hormone der Schilddrüse regulieren die Schweißproduktion und stehen in wechselseitigem Einfluss mit Hormonen der Bauchspeicheldrüse wie Insulin.
- Leiden Sie an Diabetes und schwitzen stark, lassen Sie am besten Ihre Schilddrüse untersuchen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird im Falle einer Überfunktion eventuell Ihre Insulindosis erhöhen.
- Anfallartiges Schwitzen bei Diabetes deutet auf Unterzucker hin.
- Übergewicht steigert das Risiko für Diabetes Typ 2 und kann zu vermehrter Schweißproduktion führen.
- Nicht alle Patienten mit Diabetes schwitzen stärker als normal.
- Mit einer korrekten Blutzuckereinstellung, gesunder Ernährung und Sport bekommen Diabetiker Schweißausbrüche unter Kontrolle.
- Der Facharzt kann abklären, ob Sie tatsächlich wegen Diabetes schwitzen oder an einer unabhängigen Hyperhidrose leiden.
Schilddrüse und Bauchspeicheldrüse: Wie hängen Diabetes und Schwitzen zusammen?
Die Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse steuern Ihren Stoffwechsel. Zwischen den Hormonen der beiden Organe besteht ein unmittelbarer Zusammenhang. Wenn Ihre Blutzuckerwerte nach einer Insulingabe stark abfallen, reagiert Ihre Schilddrüse auf diese Hypoglykämie mit der Ausschüttung von Stresshormonen. Diese Reaktion soll als Warnung dienen und die Energieversorgung Ihres Gehirns sicherstellen. Die Schilddrüsenhormone wirken auf Ihr Herz-Kreislauf-System. Sie spüren Herzrasen, zittern und beginnen zu schwitzen. Bei Diabetes besteht auch in der Nacht ein Risiko für Hypoglykämie.
Nicht immer wacht man bei nächtlicher Unterzuckerung auf. Wer als Diabetiker durchgeschwitzt erwacht, kann jedoch von einer nächtlichen Hypoglykämie ausgehen. Darüber hinaus können starke Schweißausbrüche bei Diabetes auf eine gleichzeitig bestehende Störung der Schilddrüse hinweisen. Der Hormonhaushalt der Bauchspeicheldrüse gerät bei Diabetes wegen des Insulinmangels oder einer -resistenz aus der Balance. Dieses Ungleichgewicht wirkt sich aufgrund der Wechselwirkungen zwischen Bauchspeicheldrüse und Schilddrüse möglicherweise auf die Schilddrüsenhormone aus. Je stärker Sie bei Diabetes schwitzen, desto wichtiger wird die Untersuchung Ihrer Schilddrüsenfunktion, vor allem bei Diabetes Typ 1.
Oft treten autoimmunologische Stoffwechselstörungen der Bauchspeicheldrüse und der Schilddrüse gemeinsam auf. Zumeist bleibt eine gestörte Schilddrüsenfunktion bei Diabetes unerkannt, weil man die Symptome fälschlicherweise mit Beschwerden der Zuckerkrankheit verwechselt. Die korrekte Diagnose einer Schilddrüsenfunktionsstörung ist aber gerade für Diabetiker wichtig, weil sie die Insulindosis beeinflusst. Wenn Diabetiker schwitzen, kann das ein wichtiger Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion sein. Hierbei läuft Ihr Körper auf Hochtouren. Sie neigen zu Zittern und Schweißausbrüchen. Außerdem wird die Freisetzung von Insulin durch Schilddrüsenhormone gedrosselt. Dadurch steigen Ihre Blutzuckerwerte, sofern Sie Ihre Insulindosis nicht anpassen.
Hyperhidrose bei Diabetes: Schwitzen ist nicht gleich Schwitzen
Schweiß ist überlebenswichtig. Wenn Sie schwitzen, kühlt Ihr Körper ab und verhindert dadurch eine Überhitzung. Übermäßige Schweißausbrüche können jedoch eine starke Belastung sein und Ihre Lebensqualität beeinträchtigen – besonders bei Diabetes. Schwitzen Sie nicht wegen einer Fehlfunktion der Schilddrüse, sondern aus anderen Gründen übermäßig, kann das vor allem bei Diabetes Typ 2 unterschiedliche Ursachen haben.
Anders als bei Diabetes Typ 1 handelt es sich beim Typ 2 um eine erworbene Insulinresistenz. Übergewicht erhöht das Risiko für diese Diabetes-Form um fast 50 Prozent. Bis zu 90 Prozent aller Typ-2-Diabetiker haben Gewichtsprobleme. Falls Sie übergewichtig sind, bringt Sie körperliche Anstrengung schneller ins Schwitzen. Diabetes ist in diesem Fall nicht der primäre Grund für die starke Schweißproduktion, sondern die gewichtsbedingt gesteigerte Belastung Ihres Herz-Kreislauf-Systems. Auch das metabolische Syndrom tritt häufig zusammen mit Diabetes auf; es kann ebenfalls eine vermehrte Schweißproduktion begünstigen.
Ein weiterer Grund für starkes Schwitzen bei Diabetes können krankheitsbedingte Nervenschädigungen der Schweißdrüsen sein. Bis zu 50 Prozent aller Diabetiker erkranken an diabetischer Neuropathie. Ihr hoher Blutzucker beeinträchtigt den Stoffwechsel der Nervenzellen, bis sich Abbauprodukte im peripheren Nervensystem ablagern und die Sauerstoffzufuhr stören. Betrifft dieses Phänomen die Schweißdrüsen, kann sich das in unkontrollierten Schweißausbrüchen äußern. In Einzelfällen können auch Antidepressiva und Insulinpräparate zu Schwitzen führen.
Was können Diabetiker gegen Schweißausbrüche tun?
Unabhängig von der Ursache müssen Sie als Diabetiker Schweißausbrüche nicht einfach hinnehmen. Sie begegnen dem Problem am besten durch:
- Eine möglichst gute Blutzuckereinstellung, die Unterzucker verhindert.
- Die Einnahme bestimmter Hormone, falls Sie an einer Schilddrüsenfunktionsstörung leiden.
- Die Reduzierung von Übergewicht.
- Den Verzicht auf Kaffee, Alkohol, Fast Food und Zigaretten.
- Eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen wie Zink.
- Die Einschränkung Ihres Fleisch- und Wurstkonsums.
- Den Verzicht auf stark gewürzte Speisen.
- Den Verzehr von Milchprodukten, Kräutern, Obst, Gemüse und Nüssen.
- Baumwollkleidung.
- Gleichstromtherapie, falls die Schweißausbrüche Ihre Hände und Füße betreffen.
Zur Behandlung eines Diabetes Typ 2 gehören der Abbau von Übergewicht und eine gesunde Ernährung ohnehin. Diese beiden Maßnahmen führen oft auch schon zum Erfolg, wenn es um starkes Schwitzen bei Diabetes geht. Auch naturheilkundliche Verfahren können nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin gegen Schwitzen zum Einsatz kommen.
Quellen
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