Bei einer pathologischen Glukosetoleranz sinkt der Blutzucker nach der Nahrungsaufnahme unzureichend schnell. Auch bei hohem Nüchternblutzucker ist von gestörter Glukosetoleranz die Rede. Blutzuckerstörungen dieser Art deuten auf eine beeinträchtigte Insulinempfindlichkeit hin und gelten in Fachkreisen als Vorstadium von Diabetes.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Im Unterschied zu Diabetikern haben Sie als Patient mit pathologischer Glukosetoleranz HbA1c-Werte unter 6,5 Prozent.
- Fehlernährung zählt zu den wichtigsten Ursachen gestörter Glukosetoleranz.
- Anpassungen des Lebensstils können verhindern, dass sich eine pathologische Glukosetoleranz zu Diabetes Typ 2 entwickelt.
- Bei gestörter Glukosetoleranz ist nicht nur der HbA1c erhöht (5,7 bis 6,4 Prozent), sondern auch der Nüchternblutzucker (100 bis 125 mg/dl bzw. 5,6 bis 6,9 mmol/l).
- Ist Ihr Blutzucker nüchtern zu hoch oder Ihr HbA1c-Wert erhöht, so spricht man auch von Prä-Diabetes.
- Der orale Glukosetoleranztest weist verminderte Glukosetoleranz nach.
Marker für pathologische Glucosetoleranz: HbA1c und Nüchternblutzucker
Nehmen Sie Kohlenhydrate zu sich, zerlegt Ihr Darm diese Nährstoffe in Zuckermoleküle. Anschließend gelangen sie in die Blutbahnen, wo sie die Energieversorgung Ihrer Zellen sicherstellen. Die Betazellen Ihrer Bauchspeicheldrüse produzieren das Stoffwechselhormon Insulin, das die Zellen gesunder Menschen zur Zuckeraufnahme anregt. Ist Ihre Insulinproduktion oder Zellempfänglichkeit für Insulin vermindert, so bleibt viel Zucker in Ihrem Blut erhalten. Das ist sowohl bei Diabetes, als auch bei pathologischer Glukosetoleranz der Fall. Zuckerwerte wie der Nüchtern- und Langzeitblutzucker bilden diese Zustände ab.
Worin unterscheidet sich gestörte Gluskosetoleranz von Diabetes?
Pathologische Glukosetoleranz mit HbA1c-Werten zwischen 5,7 und 6,4 Prozent ist eine Vorstufe von Diabetes. Der durch den Wert abgebildete Langzeitblutzucker macht Angaben zu Ihrem Blutzuckerspiegel der vergangenen acht bis zwölf Wochen und berücksichtigt den Erneuerungszyklus Ihres Hämoglobins. Liegt der Wert über 6,5 Prozent, so geht der Arzt von Diabetes aus. Verminderte Glukosetoleranz muss trotz der pathologischen Erhöhung des HbA1c nicht zwingend in eine Zuckerkrankheit münden.
Neben dem Langzeitblutzucker ist der Nüchternblutzucker ein wichtiger Marker für eine pathologische Glukosetoleranz. Dieser Wert bildet Ihren Blutzuckergehalt acht oder mehr Stunden nach einer Nahrungsaufnahme ab. Auch bei der Diabetes-Diagnose ist der Nüchternblutzucker ein Kriterium und liegt in diesem Fall über 126 mg/dl (7 mmol/l). Ist Ihr Blutzucker nüchtern zu hoch, liegt aber unter der diagnostischen Grenze für Diabetes, ist die Glukosetoleranz pathologisch.
Zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme liegen die Glukose-Werte von Patienten mit gestörter Glukosetoleranz zwischen 140 und 200 mg/dl. Bei Diabetes übersteigen sie diesen Wert. Gemessen wird der Zwei-Stunden-Zucker immer dann, wenn der Nüchternblutzucker auffällig ist. Bei einem sogenannten oralen Glukosetest bestimmt man zuerst Ihren Nüchternzucker und reicht Ihnen anschließend eine definierte Menge Zuckerlösung. Zwei Stunden später wird der Anstieg und Wiederabfall Ihrer Blutglukose beobachtet, um zwischen Diabetes und Prä-Diabetes zu unterscheiden.
Wieso ist bei gestörter Glukosetoleranz der HbA1c erhöht?
Dass sich bei gestörter Glukosetoleranz der HbA1c erhöht, weist auf eine verminderte Insulinempfindlichkeit hin. Das Stoffwechselhormon entsteht in der Bauchspeicheldrüse und wird nach der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet. Über die Blutbahn gelangt der Botenstoff in Ihre Körperzellen und regt diese zur Zuckeraufnahme an. Bleibt zu viel Zucker in Ihrem Blut zurück, ist dieser Prozess gestört. Die Ursache gestörter Glukosetoleranz ist eine verminderte Insulinempfindlichkeit Ihrer Körperzellen. Auch zu wenig Insulin kann eine Ursache für pathologische Glukosetoleranz sein.
Liegt eine Glukosetoleranzstörung mit verminderter Insulinsensibilität vor, so liegt das häufig an falscher Ernährung. Die regelmäßige Einnahme zucker- und fettreicher Speisen senkt die Insulinempfindlichkeit Ihrer Körperzellen und gilt daher als Risikofaktor für Diabetes Typ 2. Für verminderte Glukosetoleranz kommen neben Ernährungszusammenhängen weitere Ursachen infrage. Neben der Einnahme bestimmter Medikamente können Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom gestörte Glukosetoleranz verursachen. Darüber hinaus ist vielen Fällen eine genetische Disposition für eine pathologische Glukosetoleranz gegeben.
Was tun, wenn die Glukosetoleranz pathologisch ist?
Die Insulinempfänglichkeit Ihrer Zellen hängt in bedeutendem Ausmaß von Ihrem Lebensstil ab. Aus gutem Grund konzentriert sich auch die Behandlung eines Diabetes Typ 2 anfangs auf Anpassungen des Lebensstils. Das betrifft zum einen die Bewegung, zum anderen die Ernährung. Ähnlich wie in Frühstadien des Diabetes steigern Sie die Insulinempfindlichkeit Ihrer Körperzellen auch bei Prä-Diabetes mit Ernährungs- und Bewegungsmaßnahmen. Setzen Sie bei pathologischer Glukosetoleranz am besten auf:
- Ballaststoffreiche Ernährung mit wenig Kohlenhydraten.
- Zucker- und fettarme Gerichte.
- Mindestens eine halbe Stunde Bewegung pro Tag.
- Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D.
- Bedarfsgerechte Kalorienaufnahme.
Damit sich pathologische Glukosetoleranz nicht zu Diabetes entwickelt, bauen Sie Übergewicht ab. Bauchfett gibt Substanzen in die Blutbahnen ab, die Ihrer Bauchspeicheldrüse schaden und so die Insulinproduktion beeinträchtigen können. Bei bestehender Adipositas nehmen Sie idealerweise zwischen fünf und zehn Prozent Ihres Ausgangsgewichts ab, um Diabetes zu verhindern. Bleibt Ihre Glukosetoleranz pathologisch, besprechen Sie das weitere Vorgehen am besten mit einem Facharzt für Stoffwechselerkrankungen.
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