Diabetiker mit langem Krankheitsverlauf und einer unzureichenden Blutzuckereinstellung können an einer Störung des Nervensystems leiden, der sogenannten diabetischen Neuropathie. Sie gehört zu den häufigsten Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus. Wir erklären Ihnen, welche Symptome und Komplikationen auftreten können, wie die Erkrankung behandelt wird und welche Präventionsmaßnahmen wichtig sind.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Die diabetische Neuropathie gehört zu den häufigsten Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus.
- Aufgrund dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte können die Nervenzellen irreparablen Schaden nehmen.
- Man unterscheidet dabei zwischen zwei Hauptgruppen: Die Polyneuropathie betrifft Bewegungs- und Empfindungsnerven mit Missempfindungen in Armen und Beinen. Die autonome Neuropathie betrifft das Nervensystem der inneren Organe wie Lunge, Herz, Blase und Darm.
- Das diabetische Fußsyndrom gehört zu den am meisten gefürchteten Folgeerscheinungen einer diabetischen Neuropathie.
- Eine frühzeitige Diagnose ist Grundvoraussetzung für einen guten Therapieverlauf.
- Eine optimale Blutzuckerkontrolle, eine ballaststoffreiche Ernährung sowie ausreichend Bewegung zählen zu den besten prophylaktischen und therapeutisch wichtigsten Maßnahmen, um eine diabetesbedingte Nervenschädigung zu verhindern.
Symptome der diabetischen Neuropathie
Rund jeder dritte Diabetiker ist von einer Nervenfunktionsstörung betroffen. Diese Folgeerkrankung kann Patienten aller Diabetes-Typen treffen. Während jedoch Typ-1-Diabetiker direkt nach der Diagnose eine individuelle Insulintherapie erhalten, ist die Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetikern sehr viel schwieriger. Daher gehört die diabetische Neuropathie zu den häufigsten Komplikationen bei Typ-2-Diabetikern. Aufgrund dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte ist der Stoffwechsel in den Nervenzellen gestört.
Abbauprodukte lagern sich in den Zellen ab, was eine optimale Sauerstoffversorgung verhindert. Die Nervenzellen nehmen dadurch langfristig Schaden. Man unterscheidet dabei zwei Hauptgruppen: die sensomotorische diabetische Polyneuropathie und die autonome diabetische Neuropathie.
Sensomotorische diabetische Polyneuropathie
Bei der Polyneuropathie sind periphere Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks betroffen. Bewegungs- und Empfindungsnerven sind beeinträchtigt. Die Folge sind Missempfindungen in Armen, Beinen und Füßen, Kribbeln, Schmerzen und der Verlust der Tast- und Temperatursensibilität. Hinzu kommt häufig eine schlechte Wundheilung.
Eine der häufigsten Komplikationen ist das gefürchtete diabetische Fußsyndrom. Durch eine Fehlbelastung aufgrund des Taubheitsgefühls bildet sich Hornhaut, in der sich im späteren Verlauf Risse und Wunden bilden. Oft ist zusätzlich die Schmerzwahrnehmung beeinträchtigt, wodurch entzündete Hautstellen lange unbemerkt bleiben und sich Nekrosen bilden können.
Autonome diabetische Neuropathie
Das autonome Nervensystem reguliert unter anderem Atmung, Herzfrequenz, Blase und Darm und steuert somit lebenswichtige Körperfunktionen. Patienten, bei denen dieses Nervenleiden vorliegt, leiden an Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, sie haben Probleme beim Wasserlassen und gefährliche Herzrhythmusstörungen.
Das Krankheitsbild ist eher unspezifisch und wird deswegen oftmals erst spät erkannt. Die autonome diabetische Neuropathie schränkt die Lebensqualität der Betroffenen je nach Ausmaß erheblich ein. Ist zudem die Herzfrequenz gestört, sinkt auch die Lebenserwartung.
Ist eine diabetische Neuropathie heilbar?
Geschädigte Nervenzellen sind irreparabel. Daher lässt sich eine diabetische Neuropathie nicht heilen. Die Behandlung zielt in erster Linie darauf ab, Schmerzen zu lindern, mehr Lebensqualität zu erlangen und dem Fortschreiten der Krankheit entgegenzuwirken. Eine frühzeitige Diagnose ist daher die Grundvoraussetzung dafür, weitere Folgeschäden zu vermeiden.
Eine gesunde Lebensweise mit einer bewussten Ernährung und viel Bewegung, eine optimale Blutzuckereinstellung sowie eine regelmäßige Fußpflege sind wesentlich, um weiteren Nervenschädigungen vorzubeugen. Spezielle Medikamente wie Pregabalin, Gabapentin und Duloxetin lindern zudem Schmerzen.
Wie kann man einer Nervenschädigung bei Diabetes vorbeugen?
Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist ein gesunder Lebensstil und eine optimale Blutzuckereinstellung. Achten Sie auf eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und fettreduzierten Milchprodukten. Verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin und reduzieren Sie den Genuss von Süßigkeiten. Mit dem glykämischen Index können Sie die blutzuckersteigernde Wirkung der einzelnen Lebensmittel einschätzen und damit die tägliche Blutzuckerkontrolle verbessern.
Auch ausreichend körperliche Bewegung trägt zu einer Verbesserung des Blutzuckerspiegels bei und wirkt sich positiv auf die Nervenfunktion aus. Zudem können damit erste Beschwerden und Gleichgewichtsstörungen aufgrund der diabetischen Neuropathie gelindert werden.
Das diabetische Fußsyndrom ist eine gefürchtete Folgeerscheinung der Nervenstörung. Daher ist eine medizinische Fußpflege bei Diabetes mellitus unumgänglich. Untersuchen Sie zudem selbstständig Ihre Füße und Beine auf Wunden, Risse oder Druckstellung. Sie können einen Spiegel nutzen, um Ihre Fußsohlen zu betrachten.
Die wichtigste präventive Maßnahme ist eine optimale Einstellung Ihrer Blutzuckerwerte. Wenn trotz einer Lebensstiländerung der Blutzucker nicht in den Normbereich gelangt, stehen je nach Krankheitsverlauf unterschiedliche orale Antidiabetika zur Verfügung. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Diabetologen. Er wird Sie über eine medikamentöse Therapie umfangreich informieren.