Ist Diabetes heilbar?
Ob Ihr Diabetes heilbar ist oder nicht, hängt vom Untertyp und der Entstehungsgrundlage ab. Am vielversprechendsten lässt sich Diabetes behandeln, wenn Sie am Typ 2 der Zuckerkrankheit leiden.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Typ-1-Diabetiker sind lebenslang auf Insulingaben angewiesen.
- Bei Typ-2-Patienten besteht die Diabetes-Therapie je nach Schweregrad aus Lebensstilanpassungen, Tabletten oder Insulintherapie.
- Die Ernährung gilt als Hauptrisikofaktor für Diabetes Typ 2. Daher kann eine Ernährungsumstellung diese Form des Diabetes oft heilen.
- Derzeit wird erforscht, ob sich Typ-1-Diabetes mit einer Stammzelltherapie heilen lässt.
- Schwangerschaftsdiabetes behandeln Ärzte in vielen Fällen mit sanfter Ernährungsumstellung.
Diabetes-Behandlung hängt vom Typ ab
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) definiert folgende Unterformen des Diabetes mellitus:
- Typ-1-Diabetes, eine genetisch bedingte Autoimmunerkrankung mit einem Mangel an Insulin.
- Typ-2-Diabetes, eine lebensstilbedingte Resistenz gegenüber Insulin.
- Andere Diabetes-Formen, die beispielsweise nach Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse auftreten.
- Schwangerschaftsdiabetes im Sinne einer erstmals in der Schwangerschaft auftretenden Zuckerkrankheit.
Ob und wie sich Ihr Diabetes behandeln lässt, hängt von Typ und Schweregrad der Erkrankung ab. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) sind 95 Prozent aller Diabetiker von Typ 2 betroffen. Viele leiden an Übergewicht und Störungen wie dem metabolischen Syndrom.
Während Diät und Bewegung diese erworbene Form des Diabetes heilen können, gibt es für Typ-1-Diabetes bisher keine Heilungsaussichten. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome. Zusätzlich soll die Diabetes-Therapie Folgeschäden vorbeugen, die aufgrund des dauerhaft hohen Blutzuckerspiegels entstehen.
Wie Ärzte Typ-1-Diabetes behandeln
Bei Typ-1-Diabetikern erkennt das Abwehrsystem die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse fälschlicherweise als körperfremd und attackiert sie. Je mehr diese Zellen das Immunsystem zerstört, desto weniger vom lebenswichtigen Hormon Insulin kann der Körper herstellen. Ohne Insulin nehmen die Köperzellen kaum noch Glukose aus dem Blut auf, wodurch der Blutzuckerspiegel stark steigt (er „entgleist“), was lebensgefährliche Folgen haben kann.
Die Diabetes-Behandlung konzentriert sich bei dieser Form der Zuckerkrankheit auf die Gabe von Insulin. Oft zeigen sich die ersten Symptome erst, wenn das Abwehrsystem zwischen 80 und 95 Prozent der Insulin produzierenden Zellen zerstört hat und dadurch nahezu absoluter Insulinmangel vorliegt. Das Ziel der Behandlung ist, den Mangel auszugleichen.
Mit der Insulininjektion, Insulinpumpen und Pens gibt es mehrere Möglichkeiten der Typ-1-Diabetes-Therapie. In sogenannten Blutglukose-Wahrnehmungstrainings vermitteln Experten Typ-1-Diabtikern außerdem Kompetenzen, damit diese den Blutzuckerwert besser einschätzen. Abgesehen von diesen Therapieschritten erhalten Betroffene bei bestehenden Folgeerkrankungen zusätzliche Behandlungen, beispielsweise eine Dialyse bei Nierenschädigung.
Wissenschaftler erforschen seit vielen Jahren Methoden, mit denen sich Typ-1-Diabetes heilen ließe. Ein vielversprechender Ansatz ist die Stammzellentherapie. Am Tiermodell zeigte sich, dass sich Stammzellen zu Insulin produzierenden Zellen umwandeln lassen und nach der Transplantation die Zuckerwerte stabilisieren können. Weil das Immunsystem auch transplantierte Zellen angreift, müsste man sie in Kapseln verpacken und dadurch vor Attacken schützen.
Obwohl dieser Ansatz in späteren Studien tatsächlich Insulin produzierende Zellen in vielen Patienten hervorbrachte, bildete sich in der Peripherie Narbengewebe. Dadurch war die Nährstoffversorgung der Zellen beeinträchtigt, womit die Transplantation lediglich kurzzeitigen Erfolg verspricht. Nur mit dauerhaft Insulin produzierenden Zellen kann man Diabetes vom Typ 1 heilen.
So lässt sich Typ-2-Diabetes heilen
Bei Typ-2-Diabetes gibt es veränderbare und nicht veränderbare Risikofaktoren. Zu den umkehrbaren Risiken zählen die folgenden:
- Adipositas
- Fettleber
- Depression
- Schlechter Schlaf
- Körperliche Inaktivität
- Nikotin- und Alkoholkonsum
- Einnahme bestimmter Medikamente
- Zuckerhaltige, energiereiche und ballaststoffarme Ernährungsweise
Sowohl bei der Prävention als auch Behandlung des zweiten Diabetes-Typs geht es darum, die Risikofaktoren zu beseitigen oder zu minimieren. Mit einer stark unterkalorischen Ernährung ließ sich die Zuckerkrankheit übergewichtiger Typ-2-Patienten in einer aktuellen Studie erfolgreich therapieren. Auch eine Senkung des HbA1c-Wertes im Blut spielt während der Diabetes-Behandlung eine wichtige Rolle: HbA1c ist ein sogenanntes Glykohämoglobin, also ein Blutfarbstoff, an den Glukose gebunden ist. Es zeigt den Langzeitwert des Blutzuckerspiegels an.
Für Typ-2-Patienten ist die Behandlung des Diabetes mellitus mehrstufig. Während der Basistherapie erhalten Sie als Patient eine Schulung zu den Zusammenhängen zwischen Ihrem Lebensstil und Ihrer Krankheit. Außerdem sind auf der ersten Behandlungsstufe der Diabetes-Therapie Ernährungsberatung, Nikotinentwöhnung und regelmäßige Bewegung vorgesehen.
Reichen solche Anpassungen des Lebensstils nicht aus, folgt eine Pharmakotherapie. Diese zweite Stufe entspricht – abhängig vom persönlichen Risikoprofil – einer Monotherapie mit Metformin. Erst auf der dritten Stufe ist eine Zwei- bis Dreifachkombination von Antidiabetika vorgesehen. Eine Insulintherapie erhalten Typ-2-Patienten erst auf der vierten Stufe ihrer Diabetes-mellitus-Behandlung. Bei vielen Patienten gilt diese Art von Diabetes als heilbar.
Wie Sie Schwangerschaftsdiabetes behandeln können
Schwangerschaftsdiabetes entspricht in der Mehrzahl aller Fälle einem Typ-2-Diabetes. Heilbar ist diese Form der Zuckerkrankheit oft durch sanfte Ansätze wie eine minimale Ernährungsumstellung. Schon der Verzicht auf Süßes kann dazu führen, dass die Leber weniger Zucker produziert und der Blutzucker sinkt.
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Pflichttext: Glycowohl®. Wirkstoffe: Syzygium cumini Urtinktur. Anwendungsgebiete: Die Anwendungsgebiete leiten sich von den homöopathischen Arzneibildern ab. Dazu gehört: Verwendung als Zusatzmittel bei Zuckerkrankheit. Enthält 70 Vol.-% Alkohol. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Heilpflanzenwohl GmbH • Alt-Moabit 101 D • 10559 Berlin.