Pankreopriv ist die medizinische Bezeichnung für einen Mangel an Bauchspeicheldrüsengewebe. Der pankreoprive Diabetes ist dem Typ-3-Diabetes zugeordnet und entsteht, wenn die Bauchspeicheldrüse verletzt, entfernt oder krank wird. Bei dieser Form, unter der rund 1,8 Prozent aller Zuckerkranken leiden, spricht man von einem sekundären Diabetes, also einer Zweitkrankheit aufgrund einer anderen Störung.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Der pankreoprive Diabetes tritt auf, wenn die Bauchspeicheldrüse krank ist oder entfernt wurde.
- Die Blutzuckerwerte lassen sich schlechter kontrollieren und der Insulinbedarf ist höher als bei dem Typ-2-Diabetes.
- Die Diagnose ist schwierig, da Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse meist mit diffusen Symptomen beginnen und es viele Varianten dieses Diabetestyps gibt.
- Wegen der Neigung zur Unterzuckerung ist unbedingt auf eine konsequente Insulintherapie mit engmaschigen Blutzuckermessungen zu achten.
Wie kommt es zum pankreopriven Diabetes?
Die Bauchspeicheldrüse, eine der größten Drüsen im menschlichen Körper, hat zwei wichtige Funktionen: Neben Verdauungssäften produziert sie die beiden lebensnotwendigen Hormone Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel regulieren. Wird die Bauchspeicheldrüse geschädigt oder entfernt, kann es zu einem pankreopriven Diabetes kommen. Ursachen dafür sind zum Beispiel:
- Akute oder chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen: Diese werden in 70 Prozent der Fälle durch Alkoholmissbrauch ausgelöst und führen zum Ausfall der Drüsenfunktion. Bauchspeicheldrüsenentzündungen gelten als die häufigste Ursache für pankreopriven Diabetes. Studien ergaben, dass im ersten Jahr nach einer akuten Entzündung des Organs 15 Prozent der Patienten an dieser Diabetesform erkranken. Bei chronischen Verläufen stieg der Anteil der Betroffenen über einen Zeitraum von 25 Jahren auf 83 Prozent.
- Verletzungen der Bauchspeicheldrüse: Solche Verletzungen sind zwar selten, doch kann es sowohl bei Rad- und Rollerunfällen als auch durch Stich- oder Schusswunden zu einem Riss des Organs kommen. Wenn dadurch die Funktion der Bauchspeicheldrüse gestört wird, besteht das Risiko eines pankreopriven Diabetes.
- Entfernung der Bauchspeicheldrüse: Eine Pankreasresektion kann bei Bauchspeicheldrüsenkrebs oder einer chronischen Entzündung notwendig sein und führt zum Funktionsausfall des Organs mit allen Konsequenzen.
- Pankreaskarzinom: Zum Zeitpunkt der Diagnose leiden rund 45 bis 65 Prozent der Betroffenen an pankreoprivem Diabetes. Sie bekommen bereits in einem sehr frühen Stadium Insulin verabreicht.
- Hämochromatose: Durch die Eisenspeicherkrankheit wird vermehrt Eisen im Körper gespeichert, was in verschiedenen Organen Gewebe schädigt. Gefahr droht auch für die Bauchspeicheldrüse, denn dort können die Insulin-produzierenden Betazellen zerstört werden.
- Mukovizidose: Bei dieser Erbkrankheit bildet sich in der Bauchspeicheldrüse ein zähflüssiges Sekret. Es verstopft die Ausfuhrgänge und schädigt die Zellen, die die Pankreas-Hormone Insulin und Glukagon bilden.
Warum wird der pankreoprive Diabetes oft erst spät entdeckt?
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse äußern sich häufig in diffusen Schmerzen, da das Organ tief im Bauchraum, hinter dem Magen und an der Wirbelsäule liegt. Symptome werden leicht mit Bandscheibenproblemen verwechselt oder irrtümlicherweise dem Magen zugeschrieben. Aus diesem Grund und weil die Krankheitsbilder bei pankreoprivem Diabetes heterogen und vielfältig sind, gibt es manchmal Probleme, diesen Diabetestyp richtig zu diagnostizieren.
Welche Ernährung ist bei pankreoprivem Diabetes ratsam?
Wie bei den anderen Diabetesformen zielt eine Therapie darauf ab, den Blutzuckerwert zu stabilisieren und auf diese Weise Komplikationen vorzubeugen. Grundregel Nummer eins: Verzichten Sie komplett auf Alkohol und lassen Sie Ihren Diät-Plan ganz individuell auf Ihre Bedürfnisse abstimmen. Grundsätzlich ist es ratsam, auf fettarme, überwiegend pflanzliche Ernährung mit wenig Ballaststoffen umzusteigen. Ideale Mahlzeiten enthalten alle Nährstoffe und Spurenelemente sowie Wasser in ausreichender Menge. Bei einer Insulintherapie ist es wichtig, dass die Hormondosis und Kohlenhydratmenge exakt aufeinander abgestimmt sind.
Wie funktioniert die Hormontherapie bei pankreoprivem Diabetes?
Beim pankreopriven Diabetes ist entscheidend, dass der Verlauf der Krankheit gewissenhaft verfolgt wird. Schließlich lässt sich der Blutzuckerwert weniger leicht kontrollieren und der Insulinbedarf ist höher ist als bei Typ-2-Diabetes. Ein Grund: Wenn die Bauchspeicheldrüse ihre Aufgaben nicht mehr erfüllt, fehlt nicht nur das blutzuckersenkende Insulin, sondern auch sein Gegenspieler, das Glukagon, das den Blutzucker erhöht.
Beide Botenstoffe werden in der Bauchspeicheldrüse gebildet und regulieren gemeinsam den Zuckerstoffwechsel und damit den Blutzuckerspiegel. Beim pankreopriven Diabetes kann daher auch eine Unterzuckerung auftreten, die sogenannte Hypoglykämie. Achten Sie daher neben einer konsequenten Insulintherapie ebenfalls auf engmaschige Blutzuckermessungen.
Hinweise auf eine Unterzuckerung sind unter anderem Nervosität, Zittrigkeit, Schweißausbrüche, Schwindel bis hin zu Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit. Bei einer Hypoglykämie benötigt der Körper rasch eine ausreichende Zuckerzufuhr. Halten Sie stets Traubenzucker bereit, den Sie im Mund zergehen lassen oder in Tee aufgelöst trinken können.