Das Krankheitsbild des Typ-1-Diabetes unterscheidet sich vom Krankheitsbild der anderen drei Diabetes-Unterarten – folglich unterscheidet sich auch die Therapie bei Diabetes Typ 1. Eine Insulinsubstitution ist für alle Betroffenen notwendig. Hier erfahren Sie mehr über die gängigen Insulintherapien bei Diabetes Typ 1 und deren Vor- und Nachteile.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Als spezielle Unterform des Diabetes mellitus bedarf Typ 1 einer speziellen Therapie – Insulin ist ein Muss.
- Zur Diabetes Typ 1-Behandlung werden unterschiedliche Insulinsorten eingesetzt.
- Der Patient führt die ausgewählte Diabetes-Therapie bei Typ 1 weitgehend selbstständig durch.
- Die üblichen Therapieformen sind die intensivierte konventionelle Insulintherapie mittels Injektionen und die Insulinpumpentherapie.
Behandlung bei Diabetes Typ 1: Spezielle Therapie für die Autoimmunerkrankung
Als einzige der Diabetes-Unterarten ist Diabetes Typ 1 eine Autoimmunerkrankung. Dabei greift das fehlgesteuerte Abwehrsystem von Typ-1-Diabetikern die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse an. Im Laufe der Stoffwechselerkrankung produziert die Bauchspeicheldrüse immer weniger blutzuckersenkendes Insulin, bis sie die Insulinproduktion meist vollständig einstellt. Die Folge: Der Blutzucker ist chronisch erhöht.
Eine Vorbeugung der meist genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung ist nicht möglich. Im Unterschied zu Typ-2-Diabetikern sind Typ-1-Patienten auf eine lebenslange Insulintherapie angewiesen. Eine erfolgreiche Behandlung des Diabetes Typ 1 setzt sich aus drei Bausteinen zusammen:
- Blutzuckerkontrolle
- Insulintherapie
- Kohlenhydrate im Essen berechnen
Nach der Diagnose eines Diabetes Typ 1 wird der Betroffene auf Insulin eingestellt: Ein Arzt legt fest, welche Insuline in welcher Dosis und Versorgungsart am besten geeignet sind, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Der Patient erhält spezielle Schulungen, um die Behandlung von Diabetes Typ 1 im Alltag weitgehend selbstständig durchführen zu können.
Welche Insulinsorten finden bei der Therapie von Diabetes Typ 1 Anwendung?
Grob werden langwirkende und kurzwirkende Insulinsorten unterschieden. Langwirkende Insuline (Basalinsuline) verzögern die Aufnahme sowie den Abbau im Blut und wirken deshalb länger. Verzögerungsinsulin erreicht über zugesetzte Stoffe den Verzögerungseffekt, langwirkende Insulinanaloga über die gentechnologische Veränderung ihres Molekülaufbaus. Im Gegensatz dazu schlagen kurzwirkende Insuline (Bolusinsuline) schnell und kurz an. Kurzwirkende Insulinanaloga wirken besonders rasch und schneller als kurzwirkendes Humaninsulin.
Die gängigsten zwei Therapieformen für Typ-1-Diabetiker unterscheiden sich in der Versorgungsart sowie der Verwendung der Insulinsorten.
- Intensivierte konventionelle Insulintherapie
- Insulinpumpentherapie
Intensivierte konventionelle Insulintherapie bei Diabetes Typ 1
Die Intensified Conventional Insulin Therapy (ICT) gilt als Standard der Therapie von Diabetes mellitus Typ 1. Hier spritzt sich der Erkrankte mehrmals täglich lang- und kurzwirkende Insuline ins Unterhautfettgewebe. Langwirkende Basalinsuline morgens und abends injiziert, dienen der Grundversorgung mit Insulin. Kurzwirkendes Insulin spritzt sich der Typ-1-Diabetiker vor den Mahlzeiten und bei Bedarf, etwa zur schnellen Regulierung von hohen Blutzuckerwerten. Die flexible Verabreichung der unterschiedlichen Insulinsorten ahmt die Insulinsekretion eines Gesunden nach – die über teils konstante basale Sekretion, teils über spontane Sekretion bei Nahrungsaufnahme stattfindet.
Diese bedarfsorientierte Insulintherapieform setzt eine konsequente, eigenverantwortliche Mitarbeit des Patienten voraus: selbständiges Spritzen. Mehrmals täglich sollten Patienten Blutzuckermessungen vornehmen, um die Insulindosis an die aktuelle Stoffwechselsituation anpassen zu können. Auch sollte der Kohlenhydratanteil der Mahlzeiten bekannt sein, um die Insulindosis am Energiegehalt der Mahlzeiten auszurichten. Die konventionelle Insulintherapie (CT), bei der die Insulingaben und die Mahlzeiten nach einem starren Schema erfolgen, wird zur Diabetes Typ 1-Behandlung kaum noch angewandt – das Unterzuckerungsrisiko ist hoch.
Vorteile:
- Weniger starre Lebensführung im Vergleich zur CT: Flexible Essenszeiten, bessere Teilnahme am Alltagsleben
- Beugt Komplikationen vor: Geringeres Risiko von Unterzuckerung und Folgeerkrankungen
Nachteile:
- Hohe Eigenverantwortung: Selbstständige Berechnung der bedarfsangepassten Insulindosis
- Setzen der Spritzen: Injektionen werden als unangenehm empfunden, besonders in der Öffentlichkeit
Insulinpumpentherapie bei Diabetes Typ 1
Die Insulinpumpentherapie als Sonderform der ICT findet in der Diabetes Typ 1-Behandlung immer weitere Verbreitung: Schon rund die Hälfte aller jungen Typ-1-Diabetiker vertrauen dem elektronischen Gerät. Körpernah, zum Beispiel am Gürtel, oder direkt auf der Haut getragen, leitet die programmierbare Pumpe rund um die Uhr kleine Insulinmengen (ausschließlich kurzwirkendes Insulin) über einen Katheter und eine Injektionsnadel in das Unterhautfettgewebe. Damit wird der Insulin-Basalbedarf des Körpers quasi automatisch abgedeckt. Gemeinsam mit dem Arzt wird vor Therapiebeginn die erforderliche halb- oder ganzstündige Dosis ermittelt und programmiert.
Der Patient wird erst bei spontanen Bedarfen wie etwa der Insulingabe vor eiweißhaltigen oder fettreichen Mahlzeiten und zur Blutzuckerkorrektur aktiv: Über einen Knopfdruck an der Pumpe leitet er die erforderliche Dosis in den Körper. Kontinuierliche Blutzuckermessungen und Dosisberechnungen für bedarfsangepasste Insulingaben müssen Sie auch bei dieser Therapieform durchführen. Mehr Sicherheit und Komfort bieten spezielle Blutzuckermessgeräte oder die sensorunterstützte Pumpentherapie (SuP) mit einer automatischen Glukosemessung. Hier reagieren die Pumpen auf Schwankungen: Bei sinkenden Zuckerwerten unterbrechen sie die Insulinzufuhr und verhindern Unterzuckerungen.
Vorteile:
- Automatische Insulinversorgung rund um die Uhr: nachts, auf Reisen etc.
- Kurzfristige Basalratenanpassung: Senkung zum Sporttreiben, Anpassung an Kohlenhydratanteil von Mahlzeiten
- Keine Injektionen: mehr Diskretion, steigende Lebensqualität
- Positiver metabolischer Effekt: fördert stabile Blutzuckereinstellung, gute Langzweitwerte
- Gute regulatorische Wirksamkeit: geringes Risiko von Unterzuckerung und akutem Insulinmangel
Nachteile:
- Insulinpumpen sind teuer: Kostenübernahme erst nach intensiver Prüfung durch den Medizinischen Dienst
- Legen der Nadeln alle zwei bis drei Tage: Wird zu lange gewartet, besteht ein hohes Infektionsrisiko
- Möglichkeit von technischen Defekten