Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) definiert auf der Basis eines WHO-Berichts die Autoimmunerkrankung Diabetes Typ 1 als eine Unterform der Stoffwechselstörung Diabetes mellitus. Der wesentliche Unterschied zu den anderen Diabetes-Formen hängt vor allem mit den Ursachen zusammen. Diabetes Typ 1 entsteht, anders als die anderen drei Diabetes-Unterarten, durch ein fehlgesteuertes Immunsystem.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Etwa fünf Prozent aller Diabetes-Patienten sind Typ-1-Diabetiker.
- Unter Kindern und Jugendlichen ist Typ-1-Diabetes die verbreitetste Diabetes-Art und tritt insbesondere zwischen dem elften und 13. Lebensjahr auf.
- Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung mit genetischer Basis.
- Auch Umweltfaktoren wie bestimmte Infektionen können das Risiko erhöhen, einen Diabetes Typ 1 zu entwickeln.
- Das Abwehrsystem von Typ-1-Diabetikern zerstört die Insulin produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse.
- Je mehr Betazellen zerstört werden, desto höher der Zucker bei Typ-1-Diabetes.
- Zu den Symptomen von Diabetes Typ 1 zählen Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Harndrang und vermehrter Durst.
- Typ-1-Diabetiker sind wegen relativem bis absolutem Insulinmangel lebenslang insulinpflichtig.
Definition für Diabetes Typ 1: Ursachen und Symptome
Die Regulierung Ihres Blutzuckers hängt vom Hormon Insulin ab, das in den Inselzellen (Betazellen) der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes behindert diesen Prozess, indem sie die Insulin produzierenden Inselzellen zerstört.
Wie bei Autoimmunerkrankungen üblich, richten sich die eigentlich für die Bekämpfung von Krankheitserregern vorgesehenen T-Abwehrzellen bei Diabetes Typ 1 gegen den eigenen Körper. Das Immunsystem erkennt in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse fälschlicherweise Fremdkörper – durch die Angriffe der Abwehrzellen sterben die Inselzellen ab. Infolgedessen produziert der Körper immer weniger Insulin.
Die Körperzellen nehmen ohne Insulin allerdings kaum noch Glucose aus dem Blut auf, sodass das Blut überzuckert. Sind sämtliche Inselzellen zerstört, entsteht schließlich ein lebensbedrohlicher Insulinmangel, der eine Zuführung des Hormons von außen nötig macht.
Anders als bei Typ-2-Diabetes ist der erhöhte Blutzucker bei Diabetes Typ 1 also nicht auf eine reduzierte Zellsensibilität für Insulin zurückzuführen.
Typische Ursachen für Diabetes Typ 1
Für Typ-1-Diabetes gibt es mehrere Ursachen. Auslöser können Umweltfaktoren sein, aber vor allem die Genetik eines Menschen scheint eine große Rolle zu spielen. Bisher haben Wissenschaftler über 50 Gene mit der Entstehung von Diabetes Typ 1 in Zusammenhang gebracht. Besonders der kurze Arm des Chromosoms 6, dessen Gene Ihrem Abwehrsystem die Unterscheidung zwischen körperfremden und körpereigenen Zellen ermöglichen soll, spielt wohl eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Diabetes Typ 1.
Aktuell geht man zudem davon aus, dass der Kontakt mit bestimmten Krankheitserregern oder ein Vitaminmangel in den ersten Lebensmonaten die Entstehung eines Typ-1-Diabetes begünstigen kann. Hierzu kann es beispielsweise in folgenden Fällen kommen:
- Bei Infektionen mit Coxsackie-B-Viren, Rötelnviren in der Schwangerschaft, Echoviren und Herpesviren.
- Bei Kontakt mit Bafilomycinen, die sich beispielsweise an fauligem Wurzelgemüse ansiedeln und auch die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse schädigen können.
- Bei Vitamin-D-Mangel.
- Nach Atemwegsinfekten.
So erkennen Sie Diabetes mellitus Typ 1
Im Gegensatz zu anderen Formen der Zuckerkrankheit entwickelt sich ein Typ-1-Diabetes häufig innerhalb weniger Wochen oder Tage. Zu den häufigsten Symptomen der Stoffwechselstörung gehören ein erhöhtes Durstgefühl, häufiger Harndrang, Abgeschlagenheit und Gewichtsabnahme. Auch Hautveränderungen, Wundheilungsstörungen, Augenprobleme und Infektanfälligkeit können auf diese Erkrankung hinweisen. Trotz der schnellen Krankheitsentwicklung treten deutlich sicht- und spürbare Symptome oft erst dann auf, wenn die Betroffenen bereits 80 bis 95 Prozent ihrer Inselzellen verloren haben und dadurch ein nahezu absoluter Insulinmangel vorliegt.
Aus diesem Grund ist es wichtig, erste Warnzeichen so früh wie möglich zu erkennen. Schätzungen im Rahmen der Nationalen Diabetes-Surveillance gehen davon aus, dass deutschlandweit rund 950 Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren an einem Typ-2-Diabetes leiden. Diabetes Typ 1 betrifft dagegen mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche. In dieser jungen Altersgruppe ist die erste Diabetes-Form also am häufigsten und jährlich werden mehr als 2.000 Neuerkrankungen verzeichnet. Insbesondere Eltern sollten sich daher ihren Kindern zuliebe über die Symptome dieser Erkrankung informieren.
Falls in Ihrer Familie bereits Fälle von Diabetes Typ 1 bekannt sind, sollten Sie für Ihren Nachwuchs frühzeitig einen Termin für ein Screening auf korrelierende Genveränderungen und zur Bestimmung des Nüchternblutzuckers vereinbaren. Bei gesunden Menschen liegen die Werte üblicherweise zwischen 65 und 100 Milligramm pro Deziliter, während der Nüchternblutzucker bei Patienten mit Diabetes Typ 1 mindestens 126 beträgt.
Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1
Anders als die Behandlung von Diabetes Typ 2 erfordert die Behandlung von Typ 1 zwingend eine Insulintherapie. Die frühe Gabe von Insulinpräparaten kann nicht nur die oben beschriebenen Symptome lindern, sondern auch Folgeschäden wie Organ- oder Nervenschäden vermeiden. Sobald absoluter Insulinmangel besteht, ist die lebenslange Gabe des lebenswichtigen Hormons per Injektion, Insulin-Pen oder Insulinpumpe unumgänglich.
Basis-Insuline zur Deckung des Grundbedarfs und Bolus-Insuline zu den einzelnen Mahlzeiten sind ein wesentlicher Bestandteil der Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 1. Betroffene können entweder eine konventionelle Insulin-Therapie wählen, bei der sie sich an festgelegte Essens- und Spritzzeiten halten müssen, oder bei einer intensivierten Insulinbehandlung die Insulinmenge auf ihr Bewegungspensum, den aktuellen Blutzuckerwert und die jeweilige Mahlzeit abstimmen.
Häufige Fragen & Antworten
Diabetes Typ 1 ist, einfach erklärt, eine Autoimmunkrankheit, die bereits im Kindesalter auftritt. Die körpereigenen Abwehrkräfte zerstören die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Es entsteht ein lebensgefährlicher Insulinmangel, der durch Zuführung des Hormons ausgeglichen werden muss.
Vermehrtes Durstgefühl, ständiges Wasserlassen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Wundheilungsstörungen, Gewichtsabnahme und Infektanfälligkeit gehören zu den häufigsten Symptomen. Gehen Sie bei den ersten Anzeichen zum Arzt, insbesondere, wenn in Ihrer Familie bereits Typ-1-Diabetes vorliegt. Ihr Arzt wird Ihnen eine genaue Erklärung und Diagnostik des Diabetes melltius Typ 1 geben und Sie während der gesamten Therapie begleiten.
Die genauen Ursachen für Diabetes Typ 1 sind noch nicht hinreichend geklärt. Neben einer genetischen Veranlagung können bestimmte Krankheitserreger wie Herpesviren, ein Vitamin-D-Mangel oder ein vorausgegangener Ateminfekt Diabetes Typ 1 begünstigen.
Sie können Diabetes mellitus Typ 1 weder heilen noch ihm vorbeugen. Wer an dieser Autoimmunkrankheit leidet, ist sein Leben lang auf eine Insulintherapie angewiesen. Allerdings ist die Medizin schon so weit, dass neben der üblichen Injektion auch Insulin-Pens und Insulin-Pumpen zum Einsatz kommen. Dadurch wird die gesamte Therapie unkomplizierter und lässt sich einfacher in den Alltag integrieren.
Quellen
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