Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) liegt dann vor, wenn die Glukose-Konzentration im Blut auf Werte unter 50 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) sinkt. Zu niedrige Blutwerte können unter Umständen sogar lebensgefährlich werden. Hier erfahren Sie, wie es zu Unterzuckerung bei Diabetes kommen kann, woran Sie Unterzucker erkennen und was im Notfall zu beachten ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Unterzuckerung lässt sich auf ein unausgewogenes Verhältnis von verfügbaren Kohlenhydraten und Insulin zurückführen.
- Warnzeichen können variieren und aus einer leichten Unterzuckerung kann eine schwere werden. Wenn Sie nicht rechtzeitig reagieren, können sich anfängliche Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten sukzessive verschlimmern.
- Es kann vorkommen, dass „Langzeit-Diabetiker“ aufgrund von Folgeschäden (Neuropathie) keine Symptome wahrnehmen und von der plötzlich eintretenden Unterzuckerung überrascht werden.
- Kritische Werte: Bei Gesunden gilt ein Blutzuckerwert unterhalb von 40–50 mg/dl als Unterzuckerung. Diabetes führt gelegentlich bereits bei 100 mg/dl zu Symptomen.
- Vorbeugen: Messen und essen – bei einem Wert von circa 70 mg/dl verzehren Sie ein bis zwei Täfelchen Traubenzucker oder Fruchtsaft. Tragen Sie außerdem stets eine Notfalldosis Glukagon mit sich, die Ihnen Dritte intramuskulär verabreichen können, falls Sie nicht mehr in der Lage sind, etwas zu essen oder zu trinken.
Unterzuckerung: Mögliche Ursachen
Als Diabetiker begleitet Sie stets die Frage, wie Sie Ihre Blutzuckerwerte in einem guten und ungefährlichen Rahmen halten. Im Zusammenhang mit Diabetes kann Unterzucker auftreten, wenn die Menge an Insulin oder Antidiabetika zu hoch dosiert ist. Das kann zum Beispiel passieren, wenn der Zeitabstand zwischen Spritzen und Essen zu lang ist (Vorsicht ist zum Beispiel während religiöser Fastenzeiten geboten). Oder wenn vor dem Sport eine zu große Dosis Insulin verabreicht wurde, da körperliche Betätigung den Blutzuckerspiegel senkt. Auch durch den Genuss von Bier und Wein kann bei Diabetes eine Unterzuckerung eintreten, weil Alkohol die Ausschüttung von Glukose aus der Leber vermindert.
Werden Sie als Diabetiker von Erbrechen oder Durchfall heimgesucht, achten Sie darauf, die Glukosereserven wieder aufzufüllen. Und machen Sie sich mit etwaigen Wechselwirkungen vertraut, wenn Sie weitere Medikamente einnehmen, um Unterzuckerung zu vermeiden.
Symptome richtig deuten – wann ist man unterzuckert?
Wichtig ist, dass Sie und Ihr Umfeld (Angehörige, Freunde, Kollegen) lernen, die Signale Ihres Körpers richtig zu deuten und angemessen darauf zu reagieren. Eine Unterzuckerung macht sich zunächst bemerkbar durch Konzentrationsschwäche, Blässe, Müdigkeit, Muskelschwäche, Zittern („weiche Knie“), kalten Schweiß und Heißhunger. Nicht immer treten alle Symptome gleichzeitig auf. Hinzu kommen können innere Unruhe, Sprachstörungen, Sehstörungen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Extremitäten, Herzrasen, Atem- und Kreislaufstörungen und Krampfanfälle.
Unterzuckerung bei Diabetes vorbeugen
Ein Blutzuckermessgerät gehört neben Traubenzuckerplättchen und Fruchtsaft zur „Standardausrüstung“ eines Diabetikers. Dies gilt für Diabetes-Typ-1-Unterzuckerung genauso wie für Typ 2. Bei Werten von circa 70 mg/dl ist es ratsam, vorsorglich eine oder zwei von den Plättchen zu essen oder einige Schlucke Fruchtsaft zu trinken. Grundsätzlich gilt: engmaschiges Messen ist essenziell!
Blutzuckerwerte richtig einschätzen
Wann ist man unterzuckert? Eine leichte Unterzuckerung kann rasch in eine schwere übergehen, die Übergänge sind fließend. Bei Menschen ohne Diabetes gilt ein Kapillarblutzuckerwert unterhalb von 40 mg/dl als schwere Unterzuckerung. Diabetes-Unterzuckerung tritt je nach Stoffwechsellage bereits bei 100mg/dl Symptome ein, wenn der Patient an hohen Blutzucker gewöhnt ist.
Im Notfall: Das ist bei einer Unterzuckerung zu tun
Tragen Sie stets Ihren Diabetikerpass bei sich. Beim Verdacht auf eine Unterzuckerung sollten Sie als erste Maßnahme am besten einige Täfelchen Traubenzucker essen und/oder ein Glas Saft trinken. Hat der Blutzucker daraufhin noch nicht seinen Normalwert erreicht, nehmen Sie Kohlehydrate zu sich, die eher langsam verwertet werden, zum Beispiel einen Müsliriegel oder ein Vollkornbrot.
Bei schwerer Unterzuckerung können Dritte erste Hilfe leisten, indem sie Ihnen eine Notfalldosis Glukagon ins Muskelgewebe injizieren – zum Beispiel in den Oberschenkel oder den Oberarm. Die Glukagon-Spritze sorgt allerdings nur für einen kurzen Anstieg des Blutzuckers, und es ist äußerst ratsam, zusätzlich Zucker aufzunehmen. Eine schwere Unterzuckerung ist immer ein Grund, den Notarzt zu verständigen.
Häufige Fragen & Antworten
Im Rahmen eines Diabetes kann eine Unterzuckerung auftreten, wenn die Therapie mit Insulin oder Antidiabetika zu hoch eingestellt ist. Auch intensiver Sport und der Genuss von Alkohol können die Ursache einer Hypoglykämie sein.
Zu den ersten Symptomen einer Hypoglykämie gehören unter anderem Blässe, Konzentrationsschwäche, Muskelschwäche, kalter Schweiß und Heißhunger. Auch Sehstörungen, Taubheitsgefühle, Sprachstörungen, Atem- und Kreislaufstörungen bis hin zu Krampfanfällen können die Folge einer Unterzuckerung sein.
Es gibt keinen allgemeinen Wert, ab wann eine Unterzuckerung tödlich ist. Entscheidend sind der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten sowie die Dauer der Hypoglykämie. Daher empfiehlt es sich, den Blutzucker regelmäßig zu kontrollieren, die Werte zu erkennen und immer ein Stück Traubenzucker bei sich zu haben, um den Blutzucker schnell zu erhöhen.
Bei einer schweren Unterzuckerung sollte umgehend ein Notarzt verständigt werden. Wenn Sie öfter von einer Hypoglykämie betroffen sind, ist es ist ratsam, eine Notfalldosis Glukagon dabei zu haben. Diese können auch Dritte direkt in Ihr Muskelgewebe injizieren.
Quellen
- Diabetesinformationsdienst. Ein Angebot des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ)
- Böhm, Bernhard; Hien, Peter (2011): Diabetes-Handbuch – eine Anleitung für Praxis und Klinik. Ulm: Springer.
- Jacobs, Esther; Rathmann, Wolfgang (2019): Epidemologie des Diabetes in Deutschland. In: DDG (Hrsg.): Deutscher Gesundheitsbericht – Diabetes 2019. Die Stellungnahme, S. 9 – 21. Unter: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Stellungnahmen/Gesundheitspolitik/20181114gesundheitsbericht_2019.pdf