Abhängig vom Stadium verliert die Bauchspeicheldrüse bei Diabetes Typ 1 ihre endokrine Funktion nahezu vollständig. Veränderungen der Drüsenaktivität prägen auch den Diabetes Typ 2: Die Bauchspeicheldrüse wird überlastet bei dem Versuch, die Insulinempfindlichkeit der Zellen auszugleichen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Abhängig vom Krankheitstyp entzünden sich die Betazellen der Bauchspeicheldrüse bei Diabetes oder das Organ wird überlastet.
- Die Behandlung der Zuckerkrankheit hängt davon ab, auf welche Weise und in welchem Ausmaß Ihr Diabetes die Bauchspeicheldrüse beeinträchtigt.
- Bei Diabetes Typ 1 kann das Immunsystem die Betazellen nahezu vollständig zerstören.
- Eine überaktive Insulinaktivität der Bauchspeicheldrüse ist charakteristisch für Diabetes Typ 2.
- Weil die Zellschäden in der Bauchspeicheldrüse bei Diabetes Typ 1 irreversibel sind, brauchen Sie lebenslang Insulin.
- Durch eine angemessene Behandlung kann sich Ihre Bauchspeicheldrüse bei Diabetes Typ 2 nahezu vollständig regenerieren.
Wie Diabetes die Bauchspeicheldrüse beeinflusst
Die Stoffwechselhormone Glukagon und Insulin entstehen in den Alpha- und Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Bei einem Diabetes sind die Produktionsprozesse abhängig vom Typ auf unterschiedliche Weise gestört. Die gestörte Glukagon- und Insulinproduktion wirkt sich auch auf Ihren Blutzuckerspiegel aus.
Bei sinkendem Blutglucosespiegel erhöht Glukagon in einem gesunden Körper die Blutzuckerkonzentration und verhindert dadurch eine Hypoglykämie (Unterzuckerung). Demgegenüber wirkt Insulin einer Hyperglykämie (Überzuckerung) entgegen, indem es die Körperzellen zur Zuckeraufnahme anregt. Weil bei Menschen mit Diabetes die Bauchspeicheldrüse nicht einwandfrei funktioniert, drohen eine Hypo- sowie Hyperglykämie.
Was schädigt die Bauchspeicheldrüse bei Diabetes Typ 1?
Typ-1-Diabetiker leiden an einer Autoimmunerkrankung. Ihre eigentlich für den Kampf gegen Krankheitserreger vorgesehenen T-Abwehrzellen entzünden die Bauchspeicheldrüse. Diabetes Typ 1 führt deshalb zu Zelluntergängen und zeichnet sich durch fortschreitenden Insulinmangel aus. Das Blut überzuckert, weil die Zellen nicht mehr genügend Glucose aufnehmen. Innerhalb der Bauchspeicheldrüse Diabetes-bedingte Schädigungen rückgängig zu machen, ist unmöglich. Daher sind Typ-1-Diabetiker lebenslang insulinpflichtig.
Was bewirkt Diabetes Typ 2 in der Bauchspeicheldrüse?
Typ-2-Diabetiker haben anfangs keine Schädigungen der Bauchspeicheldrüse. Diabetes Typ 2 ist keine Autoimmunerkrankung, sondern eine erworbene Insulinresistenz. Durch Einflussfaktoren wie falsche Ernährung verlieren die Körperzellen bei Diabetes Typ 2 ihre Empfänglichkeit für Insulin. Obwohl die Bauchspeicheldrüse weiterhin Hormone produziert, bleibt der Blutzucker erhöht.
Je resistenter die Zellen sind, desto mehr Insulin produzieren Patienten mit Diabetes Typ 2. Ihre Bauchspeicheldrüse will dadurch die erhöhten Zuckerwerte senken. Mit der Zeit überlastet diese Überproduktion die Bauchspeicheldrüse. Diabetes dieses Typs führt daher zu erschöpfungsbedingten Schädigungen der Betazellen. Davon abgesehen können auch Triglyzeride und Substanzen aus dem Bauchfett bei der Bauchspeicheldrüse schaden.
Was hilft der Bauchspeicheldrüse bei Diabetes?
Ihre Bauchspeicheldrüse produziert 30 verschiedene Verdauungsenzyme und lebenswichtige Stoffwechselhormone wie Insulin und Glukagon. In einem gesunden Körper sind die Produktion und Sekretion dieser beiden Botenstoffe fein aufeinander abgestimmt und zeichnen sich durch wechselseitige Abhängigkeit aus.
Weil die hormonelle Funktion Ihrer Bauchspeicheldrüse bei Diabetes aus dem Gleichgewicht gerät, drohen lebensgefährliche Stoffwechselentgleisungen. Neben der richtigen Blutzuckereinstellung durch Insulingabe spielt die Ernährung eine Hauptrolle, was die Stoffwechsellage Ihrer Bauchspeicheldrüse betrifft.
Was tut man bei Diabetes Typ 1 für die Bauchspeicheldrüse?
Weil Diabetes Typ 1 Ihre Bauchspeicheldrüse irreversibel schädigt, stellt sich fortschreitender Insulinmangel ein. Das wirkt sich auch auf die Glukagon-Produktion aus: Es kommt zu einer „Blindheit gegenüber Hypoglykämie“. Um Stoffwechselentgleisungen zu vermeiden, erhalten Sie als Typ-1-Diabetiker*in Insulin.
Der Zeitpunkt und die Menge der zugeführten Insulindosis sind idealerweise exakt auf Ihren Bedarf abgestimmt. Die erforderliche Dosierung hängt davon ab, wie stark Ihr Diabetes Typ 1 die Bauchspeicheldrüse bereits geschädigt hat. Nach der Nahrungsaufnahme beeinflusst auch die Art der zugeführten Lebensmittel, wie viel Insulin Ihr Körper benötigt.
Bei einer starken Schädigung kann die Bauchspeicheldrüse durch ein Spenderorgan ersetzt werden. Die Transplantation befreit Patienten allerdings nicht von der Insulinpflicht, denn ihr fehlgeleitetes Immunsystem greift auch das transplantierte Organ an.
Wie erholt sich die Bauchspeicheldrüse bei Diabetes Typ 2?
In den meisten Fällen erhalten Patienten relativ spät die Diagnose eines Diabetes Typ 2. Die
Bauchspeicheldrüse ist bei Diagnosestellung im Bereich der Betazellen oft schon zu etwa 60 Prozent zerstört. Abhängig von der Schwere erhalten Sie auch als Typ-2-Diabetiker*in eine auf Sie abgestimmte Insulintherapie. Anders als beim Typ 1 kann sich die Bauchspeicheldrüse bei Diabetes Typ 2 allerdings erholen.
Durch Anpassungen des Lebensstils bringen viele Typ-2-Diabetiker*innen ihre Blutzuckerwerte unter Kontrolle. Entscheidend dafür ist vor allem eine angemessene Ernährung. Mit einem möglichst fett- und zuckerarmen Ernährungsstil können Sie Ihren Blutzucker möglicherweise dauerhaft senken.
So schonen zum Beispiel ballaststoffreiche und kohlenhydratarme Speisen Ihre Bauchspeicheldrüse. Wichtig bei Diabetes Typ 2 ist außerdem der Abbau von Übergewicht. Gelingt es Ihnen, überschüssiges Fettgewebe zu reduzieren, wirken weniger schädliche Substanzen auf Ihre Bauchspeicheldrüse ein.
Quellen
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