Orale Antidiabetika kommen bei Typ-2-Diabetikern zum Einsatz, wenn eine Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung nicht zu den gewünschten Blutzuckerwerte führen und mit einer medikamentösen Therapie begonnen wird. Wir informieren Sie über die Wirkung von Antidiabetika und darüber, welche Nebenwirkungen auftreten können und welche Medikamente für welchen Patienten geeignet sind.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Orale Antidiabetika werden zur Diabetestherapie eingesetzt, wenn sich trotz einer Lebensstiländerung die Blutzuckerwerte nicht normalisieren.
- Man unterscheidet insulinotrope und nicht insulinotrope Medikamente.
- Für eine optimale Behandlung können mehrere Präparate kombiniert werden.
- Die Therapie mit oralen Antidiabetika muss individuell an den Bedarf des Patienten angepasst werden. Nur so lassen sich Neben- und Wechselwirkungen verhindern und die gewünschten Blutzuckerwerte erreichen.
Was sind Antidiabetika?
Die Basis für einen verbesserten Blutzuckerspiegel bei Typ-2-Diabetikern sind eine ausgewogene Ernährung, Gewichtsreduktion und viel Bewegung. Wenn diese Lebensstiländerung allerdings nicht ausreicht, um den HbA1C-Wert in den Normbereich zu bringen, werden blutzuckersenkende Medikamente verabreicht.
Unter Antidiabetika versteht man alle pharmakologischen Wirkstoffe außer Insulin, die zur Blutzuckersenkung im Rahmen einer Therapie beitragen. Insulinotrope und nicht insulinotrope Medikamente sind die beiden Hauptgruppen der oralen Antidiabetika. Insulinotrope Präparate haben Einfluss auf die körpereigene Insulinproduktion in den Betazellen. Nicht insulinortrope Antidiabetika haben keinen Einfluss auf die Insulinausschüttung, greifen jedoch in den Stoffwechsel ein.
Orale Antidiabetika werden in Tablettenform verabreicht und unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise. Häufig ist bei der Behandlung von Typ-2-Diabetikern eine Kombination aus zwei Antidiabetika notwendig. Bei der Wahl der Medikamente spielen mehrere Faktoren eine Rolle.
Dazu gehören nicht nur das Alter, das Geschlecht und der medizinische Befund des Patienten, sondern auch die Darreichungsform. Durch die unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten ergeben sich Vorteile in der Diabetesbehandlung, aber auch Wechselwirkungen und Nebenwirkungen.
Insulinotrope und nicht insulinotrope Medikamente
Bei der Auswahl eines Antidiabetikums gilt es, vor Therapiebeginn zu beachten, welcher HbA1C-Wert erzielt werden soll. Präparate mit Wirkung auf die Insulinproduktion in den Betazellen, die sogenannten insulinotropen Antidiabetika, setzen Insulin aus der Bauchspeicheldrüse frei.
Dies ist jedoch nur möglich, wenn das Pankreas noch selbst in der Lage ist, Insulin auszuschütten, also eine „Restfunktion“ vorweisen kann. Zu dieser Gruppe gehören Glinide und Sulfonylharnstoffe sowie DPP-4-Inhibitoren (Gliptine). Bei diesen Medikamenten ist zudem der Einnahmezeitpunkt entscheidend. Damit Insulin zu den Mahlzeiten wie bei einem gesunden Menschen ausgeschüttet wird, sollten orale Antidiabetika mit einer insulinotropen Wirkungsweise vor den Mahlzeiten eingenommen werden.
Nicht insulinotrope Diabetesmedikamente wirken unabhängig von der körpereigenen Insulinproduktion. Sie werden meist zu Beginn einer medikamentösen Diabetestherapie eingesetzt und haben einen positiven Einfluss auf den Glukosestoffwechsel. Selbst wenn die Pankreasfunktion bereits erloschen ist, sind diese Mittel noch wirksam. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Metformin und Thiazolidindione (Glitazone).
Die wichtigsten oralen Antidiabetika im Überblick
- Metformin und Thiazolidindione (Glitazone): Das Standardmedikament der nicht insulinotropen Antidiabetika ist Metformin. Es verbessert die Insulinsensitivität der Zellen und hemmt in der Leber die Neubildung von Glukose. Dadurch sinkt der Blutzuckerwert. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Verringerung des Appetits. Damit eignet sich das Medikament insbesondere für übergewichtige Diabetiker. Zudem wird die allgemeine Insulinausschüttung nicht beeinflusst, wodurch kein Risiko einer Unterzuckerung besteht. Aufgrund der kurzen Verweildauer im Blut eignet sich das Mittel auch für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Eine langsame und stetig steigende Dosierung kann das Auftreten von Magen- und Darmbeschwerden als Nebenwirkungen minimieren. Thiazolidindione steigert ebenfalls die Insulinempfindlichkeit in den Zellen, ohne die Insulinausschüttung selbst zu beeinflussen, wodurch wieder mehr Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert wird. Aufgrund der Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und Ödembildung wird das Mittel allerdings nur noch in Ausnahmefällen verschrieben, wenn zum Beispiel eine Unverträglichkeit bei Vergleichsmedikamenten besteht.
- Glinide und Sulfonylharnstoffe: Zu den insulinotropen oralen Antidiabetika gehören Glinide und Sulfonylharnstoffe. Beide Mittel regen die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse an. So kann Glukose aus der Nahrung wieder besser in die Zellen transportiert werden. Die Wirkungsweise bleibt allerdings nicht konstant, sondern nimmt im Laufe der Zeit ab, weshalb diese Präparate nur bedingt zur Langzeittherapie bei Diabetes Typ 2 eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Metformin besteht bei insulinotropen Antidiabetika zudem das Risiko einer gefährlichen Hypoglykämie. Zu den weiteren Nebenwirkungen gehören Gewichtszunahme, Völlegefühl und Störung der Blutbildung bis hin zu allergischen Reaktionen.
- DPP-4-Inhibitoren (Gliptine): Gliptine kommen insbesondere bei einer Therapie mit Metformin unterstützend zum Einsatz und verursachen weniger Nebenwirkungen als andere insulinotrope Antidiabetika. Darmhormone im Blut werden durch das Präparat verlangsamt abgebaut, was sich positiv auf die gesamte Insulinfreisetzung auswirkt. Auch die Glukoseproduktion in der Leber wird vermindert. Übergewicht und Unterzuckerung gehören nicht zu den Nebenwirkungen.
Eine Übersicht der neuesten oralen Antidiabetika bietet die Deutsche Apotheker Zeitung.
Welches Mittel für Sie infrage kommt, hängt von vielen Kriterien ab. Sprechen Sie daher mit Ihrem Diabetologen über eine geeignete medikamentöse Diabetestherapie.