Etwa jeder zweite Diabetiker ist im späteren Krankheitsstadium von einer Form der Polyneuropathie betroffen. Eine diabetische Polyneuropathie liegt vor, wenn gleichzeitig mehrere periphere Nerven betroffen sind. Obwohl die Erkrankung nicht heilbar ist, gibt es Therapiemöglichkeiten sowie prophylaktische Maßnahmen, die Erleichterung bringen und weiteren Nervenschäden vorbeugen.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Fast 50 Prozent aller Diabetiker leiden in einem späteren Krankheitsstadium an einer Nervenschädigung.
- Bei einer diabetischen Polyneuropathie sind gleichzeitig mehrere Nerven betroffen. Man unterscheidet zwischen peripherer und autonomer Neuropathie. Es gibt auch Sonderformen wie die fokale und proximale Neuropathie.
- Je nach Form klagen Patienten über Missempfindungen in den Extremitäten, eine Beeinträchtigung der Körperfunktionen und ein vermindertes Schmerzempfinden.
- Das diabetische Fußsyndrom gehört zu einer Folgeerscheinung der Polyneuropathie.
- Eine Neuropathie ist nicht heilbar, allerdings lassen sich durch eine optimale Blutzuckereinstellung und einen gesunden Lebensstil weitere Nervenschäden vermeiden. Ebenso kann eine individuelle Schmerztherapie für Erleichterung sorgen.
Wie entsteht eine diabetische Polyneuropathie?
Ein konstant hoher Blutzucker oder häufige Blutzuckerentgleisungen schädigen das periphere Nervensystem, also den Teil des Nervensystems, der außerhalb von Gehirn und Rückenmark liegt. Eine genaue Ursache ist nicht bekannt, man geht jedoch davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. So lagern sich unter anderem Zuckerabbauprodukte in den Zellen ab, wodurch die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt wird.
Neben Alkoholikern gehören Diabetiker zu der Gruppe, die am häufigsten von dieser Form der Nervenstörung betroffen sind. Etwa 50 Prozent aller Patienten entwickeln im Krankheitsverlauf eine Form der diabetischen Polyneuropathie.
Die Dauer und der Schweregrad des Diabetes sind ausschlaggebend für die Entwicklung und das Fortschreiten der Nervenerkrankung. Vermehrt sind aber Typ-2-Diabetiker betroffen, da ihr Blutzucker meist über einen längeren Zeitraum zu hoch ist, bevor der Diabetes überhaupt diagnostiziert wird. Während Typ-1-Diabetiker bereits als Kinder oder Jugendliche die Diagnose erhalten und umgehend auf eine Insulintherapie angewiesen sind, müssen Typ-2-Diabetiker zunächst ihren Lebensstil ändern, bevor eine medikamentöse Therapie begonnen wird. Das bedeutet konkret: einen Ernährungsplan einhalten, Gewicht reduzieren und mehr Bewegung in den Alltag integrieren.
Welche Symptome treten bei einem Nervenleiden auf?
Die Dauer und der Schweregrad des Diabetes sind ausschlaggebend für den Verlauf einer diabetischen Polyneuropathie. Diese liegt vor, wenn gleichzeitig mehrere Nerven im Körper beeinträchtigt sind. Man unterscheidet dabei zwei Hauptgruppen: die periphere und autonome Neuropathie. Es gibt jedoch auch Sonderformen wie die fokale und proximale Neuropathie.
- Periphere Neuropathie:
Beginnend an den Füßen und Fingern, weiten sich die Beschwerden schließlich auf Beine und Hände aus. Patienten klagen über Missempfindungen, Taubheitsgefühl und eine verminderte Temperaturwahrnehmung. Kribbeln, Brennen und Berührungssensibilität sind oftmals so ausgeprägt, dass Kleidung oder andere an der Haut anliegende Stoffe bereits als störend empfunden werden.
Zusätzlich ist die Schmerzwahrnehmung beeinträchtigt. Blasen, kleine Wunden oder Verletzungen werden erst spät erkannt und können sich unbehandelt entzünden. Das diabetische Fußsyndrom gehört zu einer gefürchteten Folgeerscheinung der diabetischen Polyneuropathie.
- Autonome Neuropathie:
Hier sind die Nerven verschiedener Organe betroffen und beeinträchtigen unterschiedliche Körperfunktionen. Neben Herz, Blase, Darm und Lunge können sowohl der Sehnerv sowie die Schweiß- und Talgdrüsen betroffen sein. Patienten klagen unter anderem über Verstopfung, Inkontinenz und Herzrhythmusstörungen sowie Antriebslosigkeit und Kopfschmerzen.
Männer können auch an Erektionsproblemen leiden. Dieses Krankheitsbild ist für Betroffene sehr belastend und schränkt die Lebensqualität erheblich ein.
- Proximale Neuropathie:
In seltenen Fällen kommt es zu einer proximalen Neuropathie, die bei einem besonders schlimmen Verlauf zu Muskelschwund führen kann. Es entstehen zu Beginn einseitige, neuropathische Schmerzen an Beinen und Gesäß, die unbehandelt zu einer allgemeinen Muskelschwäche sowie zur Schädigung motorischer Nerven an Füßen und Beinen führen können. Patienten sind oft in einem späteren Stadium auf Hilfe bei alltäglichen motorischen Abläufen angewiesen.
- Fokale Neuropathie:
Diese Sonderform im Bereich der diabetischen Polyneuropathie betrifft nur wenige Nerven, die dennoch bei Betroffenen heftige Beschwerden und lokale Schmerzen verursachen. Auch Lähmungen sind in sehr seltenen Fällen möglich. Allerdings können sich im Gegensatz zu anderen neuropathischen Erkrankungen die Symptome in wenigen Wochen oder Monaten spontan zurückbilden.
Therapie und Präventionsmaßnahmen bei diabetischer Polyneuropathie
Eine Nervenstörung aufgrund des Diabetes mellitus ist nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln und vorbeugen. Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels, um weitere Nervenschädigungen und eine Hypoglykämie zu vermeiden. Spezielle Antidiabetika sorgen für eine verbesserte Blutzuckerkontrolle. Ebenso ist die Aufklärung des Patienten hinsichtlich der richtigen Ernährung beim Diabetes und wichtiger Informationen zur Fußpflege unerlässlich.
Zur Linderung der Beschwerden hilft nur eine spezielle Schmerztherapie. Meist wird eine Kombination aus mehreren Medikamenten eingesetzt. Antidepressiva sind zudem fester Bestandteil bei der Behandlung einer diabetischen Polyneuropathie, da sie die Schmerzen erträglicher machen, die Schmerzweiterleitung im Rückenmark unterdrücken und allgemein stimmungsaufhellend wirken.