Steigt der Blutzucker bei Typ-1-Diabetikern massiv an, kommt es zur Ketoazidose. Unbehandelt kann diese zu einer lebensbedrohlichen Bewusstseinsstörung, dem Coma diabeticum führen. Seltener tritt das diabetische Koma auch bei Typ-2-Diabetikern als Folge eines starken Flüssigkeitsverlusts auf.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Das diabetische Koma entwickelt sich aus einer akuten Ketoazidose.
- Typische Warnsignale zeigen die Stoffwechselentgleisung an.
- Bei einer Ketoazidose ist schnelles Handeln gefragt, um das Coma diabeticum zu verhindern.
- Mit einer guten Vorsorge lässt sich diesem Risiko vorbeugen.
- Außer bei einer Überzuckerung des Blutes kann es auch bei extremer Unterzuckerung und massivem Flüssigkeitsverlust zum Koma kommen.
Diabetisches Koma bei Typ-1-Diabetes: Das ketoazidotische Koma
Dem diabetischen Koma bei Patienten mit Diabetes Typ 1 geht immer eine Ketoazidose, eine Übersäuerung des Blutes aufgrund einer zu hohen Blutzuckerkonzentration (über 250 mg/dl), voraus. Nachweisbar ist diese durch einen Blutzuckertest sowie einen speziellen Ketonkörper-Test, der die Ketonkonzentration im Urin misst.
Fehlt dem Körper Insulin, kann er den über die Nahrung aufgenommenen Zucker nicht zur Energiegewinnung verwerten. Er greift stattdessen auf Fettsäuren zurück und erzeugt dabei als Abbauprodukt saure Ketonkörper. Lagern sich diese in großen Mengen im Blut ab, kommt es zur Übersäuerung, der sogenannten Ketoazidose.
Wenn Diabetes ins Koma führt: Die Warnsignale erkennen
Diabetiker haben per se einen erhöhten Nüchternblutzucker-Wert (mindestens 126 mg/dl). Bei einem drohenden diabetischen Koma steigen die Werte auf über 250 mg/dl – jetzt wird es kritisch für den Stoffwechsel. Werden zudem erhöhte Harnketon-Werte gemessen, ist schnelle Hilfe erforderlich.
Weitere Hinweise auf eine Ketoazidose und damit auf die akute Gefahr eines diabetischen Komas geben folgende Anzeichen:
- Extremes Durstgefühl
- Trockenes Gefühl im Mund und an den Schleimhäuten
- Bauchschmerzen, teils auch starke Übelkeit und Erbrechen
- Prägnanter Azetongeruch der Atemluft
- Bewusstseinsstörungen
Tritt das diabetische Koma ein, vertieft sich die Atmung, die Haut ist trocken, gerötet und warm, die Körpertemperatur sowie der Blutdruck aber sind erniedrigt. Es ist der typische Azetongeruch zu vernehmen.
Wenn ein diabetisches Koma droht: Sofortmaßnahmen
Wer an Diabetes erkrankt ist, sollte möglichst offen damit umgehen. Es ist nützlich, zumindest sein direktes Umfeld wie Familie, enge Freunde und die direkten Arbeitskollegen über die Erkrankung zu informieren – und auch darüber, was im Notfall zu tun ist. Indem Sie sicherstellen, dass Ihr Umfeld die Symptome einer Ketoazidose kennt und weiß, was in diesem Fall zu tun ist, können lebensrettende Maßnahmen sofort eingeleitet werden.
Das sollten Sie tun, wenn Sie sich unwohl fühlen:
- Sehen Sie zu, dass Sie nicht alleine sind.
- Vermeiden Sie körperliche Anstrengung, bewegen Sie sich so wenig wie möglich.
- Trinken Sie viel: Pro Stunde rund einen Liter (Leitungs-)Wasser.
- Spritzen Sie Insulin: 20 Prozent Ihres Tagesbedarfs, auch bei Übelkeit und wenn Sie nichts essen können.
- Messen Sie Ihren Blutzucker sowie den Harnketon-Wert alle zwei Stunden.
- Liegt der Blutzucker nach zwei Stunden noch über 240 mg/dl und sind noch Ketonkörper im Urin nachweisbar, spritzen Sie erneut 20 Prozent des Gesamtinsulinbedarfs, bei Werten zwischen 180 und 240 mg/dl spritzen Sie 10 Prozent.
- Bei einem weiteren Anstieg der Blutzuckerwerte oder einem beginnenden Kontrollverlust sollten Sie oder Ihre Begleitung umgehend den Arzt oder das Krankenhaus verständigen.
Ist bereits der Zustand des diabetischen Komas eingetreten, sollten unbedingt die Atemwege freigehalten werden, bei ungenügender Atmung sollte der Patient so lange beatmet werden, bis der Notarzt eintrifft.
Bei drohendem Coma diabeticum ist in der Regel eine stationäre Behandlung im Krankenhaus angeraten. Nachdem die Blutzuckerwerte dort wieder auf Normwert gebracht worden sind, wird den Ursachen auf den Grund gegangen, um ein erneutes Ausbrechen der Werte zu verhindern.
Dem Coma diabeticum vorbeugen
Bei Diabetes Typ 1 kann ein diabetisches Koma im Prinzip immer auftreten. Gefährdet sind insbesondere junge Patienten, bei denen die Krankheit noch nicht diagnostiziert wurde. Aber auch bei gut eingestellten Patienten kann es, beispielsweise durch Fehldosierung des Insulins oder aufgrund eines Infektes, zu einer Übersäuerung des Blutes kommen, die ohne Gegenmaßnahmen im Koma mündet.
Um dem vorzubeugen, ist die regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte obligatorisch. Das sollte mindestens vor jeder Hauptmahlzeit sowie vor dem Schlafengehen geschehen. Bei Unsicherheit oder bei den ersten Anzeichen einer Verschlechterung des Allgemeinzustands sollte ebenfalls gemessen werden.
Andere durch Diabetes ausgelöste Koma-Situationen
Neben dem diabetischen Koma, das ausschließlich bei Typ-1-Diabetes vorkommt und durch einen extremen Anstieg der Blutzuckerkonzentration ausgelöst wird, können noch weitere Situationen in einen komatösen Zustand führen. Ebenfalls gefährlich für Typ-1-Diabetiker ist eine extreme Unterzuckerung, die genauso ins Koma, das hypoglykämische Koma, führen kann. Um dem vorzubeugen, sollten Diabetiker immer ein Stück Traubenzucker mit sich führen.
Eine Form des diabetischen Komas bei Typ-2-Diabetikern ist das hyperosmolare Koma. Hier kommt es zu extrem hohen Blutzuckerwerten von über 600 mg/dl, dank des noch in geringem Maße vorhandenen Insulins aber nicht zur Bildung von Ketonkörpern. Stattdessen versucht der Körper, den Zuckerüberschuss durch verstärktes Ausscheiden mit dem Harn zu regulieren. Das führt zu starkem Flüssigkeitsverlust, der im Extremfall zum Bewusstseinsverlust führen kann.
Quellen
- Gesundheitsinformation.de
- NetDoktor
- Stern
- Techniker Krankenkasse
- Fachkommission Diabetes in Bayern
- Jäckle, Renate; Hirsch, Axel; Dreyer, Manfred (2007): Gut leben mit Typ-1-Diabetes: Arbeitsbuch zur Basis-Bolus-Therapie. Urban&Fischer Verlag. Unter: https://books.google.de/books?id=Fu1-FDPKcGEC&lpg=PA7&dq=diabetisches%20koma&hl=de&pg=PA7#v=onepage&q=diabetisches%20koma&f=false
- Köhnlein, Heinz-Edzard (2004): Erste Hilfe. 10. Auflage. Thieme Verlag. Unter: https://books.google.de/books?id=ffLwPgTz8w8C&lpg=PA79&dq=diabetisches%20koma&hl=de&pg=PA79#v=onepage&q=diabetisches%20koma&f=false
- Nauck, Matthias et al. (2017): DDG Praxisempfehlung: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. Thieme Verlag. Unter: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Praxisempfehlungen/2017/dus_2017_S2_Praxisempfehlungen_3971961_M%C3%BCller-Wieland_Definition__2__Online-PDF.PDF
- Standl, Eberhard (2013): Das große TRIAS-Handbuch für Diabetiker: Typ 1und Typ 2: Alles was Ihnen hilft. Thieme Verlag. Unter: https://books.google.de/books?id=DF4gAgAAQBAJ&lpg=PT222&dq=diabetisches%20koma&hl=de&pg=PT222#v=onepage&q=diabetisches%20koma&f=false