Der Nüchternzuckerwert kann ermittelt werden, wenn mindestens acht Stunden vorher keine Nahrung aufgenommen wurde. Dieser Wert ist zum Beispiel relevant, um einen Diabetes mellitus zu diagnostizieren oder eine gestörte Glukoseverwertung nachzuweisen. Dieser Ratgeber erklärt, wie der Nüchternzuckerwert ermittelt wird und was er aussagt.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Generell ist der Blutzuckerwert morgens am niedrigsten.
- Um den Nüchternzuckerwert ermitteln zu können, darf der Patient bis zu acht Stunden vorher nichts gegessen haben.
- Die Blutzuckerwerte werden nüchtern mit einem speziellen Blutzuckermessgerät gemessen.
- Ein erhöhter Nüchternzuckerwert kann ein frühes Anzeichen für Diabetes mellitus sein.
- Bei bereits bekanntem Diabetes mellitus kann der Nüchternzuckerwert Aufschluss darüber geben, ob die Therapie gut eingestellt ist.
Blutzuckerwerte nüchtern: Definition und Relevanz
Durch die Messung der Blutzuckerwerte lässt sich der Zuckergehalt des Blutes bestimmen. Dieser Wert schwankt im Tagesverlauf, abhängig von der Ernährung und den ausgeübten Tätigkeiten. Generell sind die Blutzuckerwerte nüchtern am niedrigsten; meistens ist dies morgens vor der ersten Mahlzeit der Fall. Nehmen wir Nahrung zu uns, steigen die Blutzuckerwerte. Auch Sport oder Stresssituationen können dazu führen, dass der Glukosegehalt im Blut steigt. Es ist erforderlich, die Zuckerwerte nüchtern zu messen, um eine gestörte Glukoseverwertung nachweisen zu können. Auch für die Frühdiagnostik eines Diabetes mellitus ist der Wert relevant.
So lässt sich der Nüchternzuckerwert bestimmen
Es gibt mehrere Verfahren, den Blutzuckerwert zu messen. Möchte der Arzt bei Ihnen den Blutzuckerwert nüchtern bestimmen, wird er Sie bitten, auf das Frühstück zu verzichten. Nüchtern bedeutet in diesem Fall, dass Sie bis zu acht Stunden vor dem Test nichts gegessen haben dürfen. Der Blutzuckerwert ist mittels einer Blutabnahme ermittelbar. Gängig ist aber auch die Entnahme von Blut aus dem Finger oder dem Ohrläppchen. Hierbei wird lediglich ein Tropfen Blut entnommen und auf ein kleines Stäbchen gegeben. Für die Untersuchung des entnommenen Blutes verwendet der Arzt ein Blutzuckermessgerät, in das das Stäbchen für etwa eine halbe Minute hineingelegt wird. Dann zeigt es den entsprechenden Wert an.
Zusätzliche Messmethode: Der orale Glukosetoleranztest
Sollten die nüchtern gemessenen Zuckerwerte für das Vorliegen eines Diabetes mellitus sprechen, wird noch ein weiterer Test herangezogen: der orale Glukosetoleranztest. Nachdem der Nüchternzuckerwert nach der oben beschriebenen Methode ermittelt wurde, werden Sie gebeten, eine Zuckerlösung zu trinken. Nach einer Wartezeit von zwei Stunden wird der Zuckerwert erneut gemessen, um zu prüfen, inwieweit sich der Blutzuckerwert verändert hat. Wird bei der zweiten Messung ein erhöhter Wert ermittelt, deutet dies auf einen Diabetes mellitus hin.
Was sagen die Blutzuckerwerte nüchtern aus?
- Der Nüchternzuckerwert sollte normalerweise nicht über 110mg/dl (6,1 mmol/l) liegen.
- Etwa zwei Stunden nach einer Mahlzeit sollte er nicht mehr als 140 mg/dl (7,8 mmol/l) betragen.
- Verdacht auf Diabetes mellitus: Nüchternzuckerwert steigt zunächst auf über 126 mg/dl (7 mmol/l) und liegt bei einer späteren Messung bei über 200 mg/dl (11,1 mmol/l).
- Verdacht auf vorhandenen oder sich ausbildenden Typ-2-Diabetes: Die Blutzuckerwerte liegen nüchtern bei über 100 mg/dl und nach der Nahrungsaufnahme bei über 140 mg/dl. Es liegt womöglich eine gestörte Glukosetoleranz vor.
Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass die Blutzuckerwerte von Menschen mit Diabetes mellitus gewissen Schwankungen unterliegen. Haben Sie Typ-2-Diabetes oder besteht bei Ihnen der Verdacht darauf, dann kann ein hoher Nüchternzuckerwert einen Insulinmangel anzeigen. Auch möglich ist ein überwiegendes Verhältnis von Insulin, wenn dieses zugeführt wird. In diesem Fall liegt eine erhöhte Nüchternglukosekonzentratrion vor, obwohl noch keine Nahrung aufgenommen wurde.
Was beeinflusst den Nüchternzuckerwert?
Es gibt je nach Ausprägung des Diabetes unterschiedliche Ursachen, die den Nüchternzuckerwert beeinflussen.
Haben Sie Typ-1-Diabetes, kann das im Rahmen der Therapie zugeführte Insulin eine Ursache für erhöhte Nüchternblutzuckerwerte sein. Die Insulingaben müssen immer dem aktuellen Bedarf angepasst werden, denn körperliche Aktivität erhöht den Glukosebedarf des Körpers. Zudem werden mit der Ernährung stets unterschiedlich hohe Zuckerkonzentrationen zugeführt. Sind die Nüchtern-Zuckerwerte zu hoch, kann es helfen, ein Diabetes-Tagebuch zu führen, um mit dem behandelnden Arzt die jeweiligen Tagesabläufe zu besprechen.
Bei Typ-2-Diabetikern kann die Einnahme bestimmter Medikamente den Blutzuckerwert nüchtern beeinflussen. In diesem Fall kann der Arzt die Orientierungswerte entsprechend anpassen, um die Aussagekraft des Nüchternzuckerwertes zu erhöhen.
Quellen
- Ärzteblatt
- SpringerMedizin
- Kaltwasser, Anette (2013): Diabetes: Hilfe für Betroffene und Angehörige. München: Herbig Verlag.
- Schmeisl, Gerhard-Walter (2019): Schulungsbuch für Diabetiker. Deutschland: Elsevier GmbH.
- Standl, Eberhard (2010): Das große TRIAS-Handbuch für Diabetiker: Typ 1 und Typ 2: Alles was Ihnen hilft. Stuttgart: TRIAS Verlag.