Der orale Glukosetoleranztest, auch Zuckerbelastungstest genannt, wird bei Verdacht auf Diabetes mellitus oder einen Schwangerschaftsdiabetes durchgeführt. Er zeigt nach dem Trinken einer definierten Zuckerlösung den Anstieg des Blutzuckerspiegels an.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Mit dem oralen Glukosetoleranztest wird der Abbau von Glukose nachgewiesen.
- Nach der Lösung mit 75 g Glukose führt der Arzt zwei Blutabnahmen durch, um im Blutplasma den Blutzuckerwert zu bestimmen.
- Weichen die Ergebnisse von den Normalwerten ab, kann ein Diabetes oder ein Prädiabetes vorliegen.
- Besonders für Menschen mit Risikofaktoren wie Übergewicht oder Diabetes mellitus innerhalb des engsten Familienkreises ist der Test zu empfehlen.
- In der Schwangerschaft gehört Diabetes zu den häufigsten schwangerschaftsbegleitenden Erkrankungen. Der Glukosetoleranztest ist daher Teil der Vorsorgeuntersuchung und wird in der 24. bis 27. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Was ist der orale Glukosetoleranztest?
Bei einem oralen Glukosetoleranztest (oGTT) wird nachgewiesen, wie gut der Körper zugeführten Traubenzucker (Glukose) verarbeiten kann. Bei normaler Stoffwechsellage schüttet die Bauchspeicheldrüse nach der Zuckeraufnahme das Hormon Insulin aus. Dadurch wird Glukose in die Leber-, Muskel- und Fettzellen geschleust und der Blutzuckerwert sinkt.
Liegt jedoch eine Insulinresistenz vor, wie es bei Menschen mit Diabetes Typ 2 der Fall ist, führt dies zu einem höheren und länger anhaltenden Blutzuckerspiegel. Der Glukosetoleranztest zeigt aufgrund der hohen Zuckerkonzentration in der Lösung an, ob dieser Mechanismus gestört ist. Man spricht dann von einer Glukoseintoleranz.
Der Ablauf des oralen Glukosetoleranztests
Acht bis zwölf Stunden vor dem Test sollten Sie weder essen noch gezuckerte Getränke zu sich nehmen sowie auf das Rauchen verzichten. Wasser zu trinken ist natürlich erlaubt.
In der Regel ist der Termin bei Ihrem Arzt am frühen Morgen angesetzt, sodass Sie nur das Frühstück verschieben müssen. Zur Auswertung der Nüchternglukose wird aus der Vene Blut entnommen und aus dem Plasma der Blutzuckerwert bestimmt.
Anschließend müssen Sie innerhalb weniger Minuten eine Zuckerlösung zu sich nehmen, die aus 250 ml Wasser sowie aus 75 g Traubenzucker besteht. Jeweils nach exakt einer und nach zwei Stunden nimmt der Arzt erneut Blut ab, um den Blutzuckerwert zu messen. Sowohl ein erhöhter Nüchternwert als auch ein erhöhter Wert im Blutplasma nach der Zuckerlösung sind ein Indiz für das Vorliegen eines Diabetes.
Folgende Glukosetoleranztest-Werte gelten bei der Blutzuckermessung im Blutplasma:
- Liegt der Blutzuckerwert zwei Stunden nach dem Trinken der Zuckerlösung zwischen 140 mg/dl und 199 mg/dl bei gleichzeitigen Nüchtern-Plasmaglukosewerten unter 126 mg/dl, spricht man von einer Glukoseintoleranz oder einem Prädiabetes. Bei Werten über 200 mg/dl liegt ein Diabetes vor.
- Abnorme Nüchternglukosewerte liegen bei einer Messung im venösen Plasma im Bereich von 100 bis 125 mg/dl vor. Bei gesunden Menschen liegen die Nüchtern-Plasmaglukosewerte unter 100 mg/dl. Ein Wert über 126 mg/dl bei wiederholter Messung zeigt einen Diabetes an.
Für wen ist der oGTT geeignet?
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt, den Glukosetoleranztest bei Risikofaktoren durchzuführen, um frühzeitig einen Prädiabetes zu erkennen. Die Zahl der Menschen, die an Diabetes Typ 2 erkranken oder bei denen Prädiabetes diagnostiziert wird, steigt jährlich. Was früher eine Alterskrankheit war, betrifft nun auch viele jüngere Menschen.
Zu den Risikofaktoren gehören starkes Übergewicht mit einhergehendem Bewegungsmangel sowie Diabetes mellitus in der engsten Familie. Auch Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und ein auffälliger Blutzuckerwert im nüchternen Zustand geben Anlass für den Glukosetoleranztest.
Nicht durchgeführt werden darf der Test bei der Einnahme bestimmter Medikamente sowie bei Infekten mit Fieber und anderen Erkältungssymptomen. Beides kann den Blutzuckerwert verfälschen. Des Weiteren wird der Test während einer Schwangerschaft durchgeführt, um einen Gestationsdiabetes auszuschließen.
Der Ausschluss von Gestationsdiabetes mittels oralem Glukosetoleranztest
Der Schwangerschaftsdiabetes gehört zu den häufigsten schwangerschaftsbegleitenden Erkrankungen. Sowohl für die Mutter als auch für das Kind selbst kann diese Erkrankung gefährlich sein – das Kind nimmt über die Nabelschnur der Mutter zu viel Zucker auf und wird dadurch überernährt.
Es wächst zu schnell und der Stoffwechsel stellt sich auf die vielen Kohlenhydrate ein. Eine intensive Betreuung des Kindes nach der Geburt ist dann nötig. Daher gehören zu den Vorsorgeuntersuchungen je nach Befund zwei Glukosetoleranztests, die vom Gynäkologen in der 24. bis 27. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden.
Beim ersten, dem sogenannten Glukose-Challenge-Test, erhält die Mutter unabhängig von den zuvor eingenommenen Mahlzeiten eine Lösung mit 50 g Glukose. Sollte der Blutzuckerwert bei mehr als 135 mg/dl (7,5 mmol/L) liegen, wird der volle Glukosetoleranztest durchgeführt. Sind auch diese Werte zu hoch, wird die Mutter an einen Diabetologen überwiesen, der den besten Therapieplan für Mutter und Kind während der Schwangerschaft ausarbeitet.
Häufige Fragen & Antworten
Der Glukosetoleranztest hat keine Nebenwirkungen, da es sich um eine Lösung mit 75 g Glukose handelt. Aufgrund der Süße, des persönlichen Empfindens oder der Sensibilität der werdenden Mutter kann die Lösung zu Übelkeit oder Erbrechen führen.
Besteht der Verdacht auf Diabetes, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für einen Glukosetoleranztest. Während der Schwangerschaft gehört der Zuckerbelastungstest zur Vorsorgeuntersuchung, um einen Gestationsdiabetes auszuschließen. Sollte der Blutzuckerwert bei 50 g Glukose zu hoch sein, wird der große Glukosetoleranztest durchgeführt.
Den Glukosetoleranztest kann man nicht selbst durchführen, da eine Blutabnahme durch einen Arzt erforderlich ist. Für eine optimale Bestimmung der Werte ist es wichtig, den Blutzucker vor der Glukoselösung und in einem gewissen Abstand danach zu prüfen.
Der kleine Glukosetoleranztest besteht aus einer Zuckerlösung mit 50 g Glukose. Der große Glukosetoleranztest wird durchgeführt, wenn der Zuckerbelastungstest mit 50 g Glukose hohe Blutzuckerwerte vorweist. Er besteht dann aus einer Lösung mit 75 g Glukose.