Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) gehört zu den häufigsten Begleiterkrankungen während der Schwangerschaft. Häufig bleibt er symptomlos, kann aber zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen. Erkrankte Frauen müssen behandelt werden, um Erkrankungen des Kindes und Gefahren für die Mutter zu verhindern.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Schwangerschaftsdiabetes tritt ausschließlich in der Schwangerschaft auf
- Vier von zehn Schwangeren sind betroffen
- Durch gesunde Ernährung und Bewegung ist der Gestationsdiabetes in den Griff zu bekommen
- Ein Ernährungsplan bei Schwangerschaftsdiabetes sollte von einem Experte erstellt werden
- Schwangere sollten zwischen 1800 und 2000 Kilokalorien zu sich nehmen, davon 40 bis 50 Prozent Kohlenhydrate, 30 Prozent Fette und 20 bis 30 Prozent Eiweiße
Was ist Schwangerschaftsdiabetes?
Bei Schwangerschaftsdiabetes handelt es sich um eine Zuckerkrankheit, die nur während der Schwangerschaft auftreten kann. Litten Sie bereits vor Ihrer Schwangerschaft an einer Zuckerkrankheit, handelt es sich nicht um Gestationsdiabetes. Während andere Diabetes-Formen nicht mehr verschwinden, handelt es sich bei Gestationsdiabetes in der Regel um ein temporäres Phänomen während der Schwangerschaft.
Doch warum kommt es zu Schwangerschaftsdiabetes? In der zweiten Schwangerschaftshälfte produziert Ihr Körper vermehrt Hormone, um die optimale Entwicklung Ihres Kindes sicherzustellen. Bei diesen Hormonen handelt es sich um Östrogen, Kortisol, Progesteron, Prolaktin und Plazentalaktogen. Durch die erhöhte Hormonproduktion wird der Insulinwert heruntergesetzt. Dennoch produzieren Schwangere in der Regel ausreichend Insulin, um ihre erhöhten Blutzuckerwerte zu senken.
Schwangerschaftsdiabetes entsteht dann, wenn diese Menge nicht ausreicht. Besonders risikobehaftet sind Frauen, die übergewichtig sind oder bereits mehrere Fehlgeburten erlitten haben. Zudem sind Sie gefährdet, wenn in der Vergangenheit Familienmitglieder an Diabetes erkrankt sind, Sie bei Ihrer eigenen Geburt über vier Kilo gewogen haben oder ein Kind aus einer vorigen Schwangerschaft bei der Geburt mehr als 4500 Gramm gewogen hat.
Gestationsdiabetes erkennen Sie unter anderem an folgenden Symptomen:
- Bluthochdruck
- Übermäßige Größen- und Gewichtszunahme des ungeborenen Kindes
- Vermehrte Fruchtwassermenge
- Häufige Scheidenentzündungen oder Harnwegsinfekte
Bei Schwangerschaftsdiabetes Ernährung umstellen
Normalerweise lässt sich der Blutzuckerspiegel bei Schwangerschaftsdiabetes durch eine Ernährungsumstellung wieder normalisieren. Die idealen Blutzuckerwerte im nüchternen Zustand (also nach acht Stunden ohne Nahrungsaufnahme) liegen unter 95 mg/dl. Zwei Stunden nach dem Essen sollte der Blutzuckerwert von 120 mg/dl nicht überschreiten. Diese Werte können Sie unter anderem durch eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung erreichen.
Individueller Ernährungsplan bei Schwangerschaftsdiabetes
Ein Ernährungsplan hilft, bei Schwangerschaftsdiabetes die empfohlenen Werte zu erreichen. Wenden Sie sich an einen Experten, der Ihnen einen individuell auf Sie angepassten Ernährungsplan bei Schwangerschaftsdiabetes erstellt. Dabei werden Ihr Körpergewicht, Ihr gewohnter Tagesablauf und Ihre bisherigen Essgewohnheiten berücksichtigt.
Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sollten täglich zwischen 1.800 und 2.000 Kilokalorien zu sich nehmen. Wichtiger noch als die Anzahl der Kalorien ist aber die richtige Zusammensetzung der Hauptnährstoffe: So sollten Sie bei Schwangerschaftsdiabetes Ihre Ernährung so umstellen, dass Ihre tägliche Nahrung zu circa 40 bis 50 Prozent aus Kohlenhydraten, zu 30 Prozent aus Fetten und zu 20 bis 30 Prozent aus Eiweißen besteht.
Achten Sie unbedingt darauf, vor allem langsam resorbierbare Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, zum Beispiel Vollkornprodukte, Bohnen und Erbsen. Schnell resorbierbare Kohlenhydrate hingegen lassen den Blutzuckerspiegel übermäßig schnell ansteigen. Deshalb sollten Sie bei Schwangerschaftsdiabetes auf Süßwaren und Weißmehlprodukte möglichst verzichten.
Des Weiteren sollte die Tagesmenge an Kohlenhydraten aus mindestens 30 Gramm Ballaststoffen (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte) bestehen. Bei der Aufnahme von Fetten ist es empfehlenswert, wenn Sie hauptsächlich auf pflanzliche Öle und Fette zurückgreifen. Achten Sie darauf, dass Sie Eiweiß über fettarme Milchprodukte und fettarmes Fleisch aufnehmen. Möchten Sie auf tierische Eiweiße verzichten, decken Sie Ihren Proteinbedarf zum Beispiel durch Hülsenfrüchte, Brokkoli, Hafer und Nüsse. Reis, Nudeln, Kartoffeln und Brot sollten Sie in dieser Zeit seltener essen. Komplett von ihrem Speiseplan streichen sollten Sie Süßigkeiten, stark gezuckerte Getränke wie Limonaden und Fruchtsäfte sowie Kuchen.
Achten Sie bei der Erstellung Ihres Ernährungsplans bei Schwangerschaftsdiabetes unbedingt auf eine ausreichende Zufuhr von wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen. Statt drei große Mahlzeiten am Tag nehmen Sie besser fünf bis sieben kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich. Dadurch können Sie Blutzuckerspitzen vermeiden.
Sollten Sie übergewichtig sein und an Schwangerschaftsdiabetes leiden, halten Sie keine strenge Diät, sondern stellen Sie Ihre Ernährung um. Lassen Sie sich von einem Arzt beraten, welche Kalorienzufuhr sich für Sie am besten eignet. Wird Ihr Schwangerschaftsdiabetes ausschließlich durch Ernährungsumstellung behandelt, ist es wichtig, dass Sie regelmäßig (mehrmals pro Woche) Ihren Blutzucker messen.
Bewegung bei Schwangerschaftsdiabetes
Zusätzlich zu einer gesunden Ernährung sollten Sie sich bei Schwangerschaftsdiabetes außerdem regelmäßig bewegen. Denn körperliche Ertüchtigung kann dabei helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken. Welche Sportart und welche Intensität am besten für Sie während der Schwangerschaft ist, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt. Geeignete Sportarten sind beispielsweise Schwimmen, Radfahren oder Spazierengehen.
Quellen
- Schütz, Jutta (2018): Hilfe bei Schwangerschaftsdiabetes. Books on demand.
- https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/schwangerschaftsdiabetes-gefahr-fuer-werdende-mutter-und-kind-minimieren-erst-lebensstilaenderung/
- https://www.dzd-ev.de/forschung/schwangerschaftsdiabetes/index.html
- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Broschueren/Nationales_Gesundheitsziel_Gesundheit_rund_um_die_Geburt.pdf